Umweltbundesamt: Jahresrückblick 2016 & Vorschau 2017

Wien, 31. Januar 2017

„Wir stehen vor der großen Aufgabe, unser Gesellschafts- und Wirtschaftssystem bis 2050 in großen Teilen umzubauen, um eine kohlenstoffarme Zukunft zu erreichen. Unsere Arbeiten liefern wichtige Grundlagen, um diese Transformation umzusetzen“, so Umweltbundesamt-Geschäftsführer im Rückblick auf die Aktivitäten des Umweltbundesamtes im Jahr 2016. „Ein derartiger Umbau kann nur in der Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft, Experten-Einrichtungen und Zivilgesellschaft gelingen –  auf nationaler und internationaler Ebene."

Foto Georg Rebernig

Szenario Erneuerbare Energie

Im April präsentierte das Umweltbundesamt das im Auftrag des Österreichischen Biomasseverbandes, von IG Windkraft und Save Energy Austria erarbeitete „Szenario erneuerbare Energie“, mit dem das Energiesystem bis 2050 weitgehend dekarbonisiert wäre. Laut Studie kann eine Reihe von Maßnahmen dazu führen, dass die Treibhausgas-Emissionen aus dem Einsatz fossiler Energieträger bis 2030 um ca. 60 Prozent bzw. bis 2050 um mehr als 90 Prozent gegenüber 2005 sinken. Besonders im Gebäudebereich können durch forcierte Sanierung und hohe Baustandards große Energiemengen eingespart werden. Im Verkehrsbereich bringt die Verlagerung des Personenverkehrs in Richtung öffentliche Verkehrsmittel und des Gütertransportes in Richtung Bahn sowie eine breite Einführung elektrisch betriebener Antriebe eine deutliche Effizienzsteigerung.

Lösungen für eine plastikfreie Zukunft

Gemeinsam mit Umweltbundesamt Geschäftsführer Georg Rebernig und seinem Stellvertreter Karl Kienzl informierten sich EU Umweltkommissar Kamenu Vella und Bundesminister Rupprechter im Juni bei einen Besuch im Borealis-Werk in Schwechat über technische Neuerungen gegen Plastik in der Umwelt. Die von Rupprechter gemeinsam mit der Kunststoffindustrie gestartete „Zero Pellet Loss“-Initiative hilft, den Austritt von Kunststoffgranulat in die Umwelt zu vermeiden. Das Umweltbundesamt kontrolliert die Wirksamkeit der Maßnahmen und prüft die Kunststoff-Emissionen von Borealis. Im Netzwerk der Europäischen Umweltagenturen arbeitet die ExpertInnen-Organisation an einheitlichen Messmethoden, an europaweit vergleichbaren Daten und an der Identifizierung der wirksamsten Hebel, um die Plastikverschmutzung der Umwelt zu reduzieren.

Studie zu Arzneimitteln in der Umwelt

Das Umweltbundesamt präsentierte im August eine Bestandsaufnahme des Verbrauchs an Arzneimittelwirkstoffen in Österreich und einen ersten Überblick über ihr Vorkommen in der Umwelt. Mittlerweile sind Arzneimittel in Abwässern, Flüssen und Seen aber auch im Grund- und Trinkwasser sowie im Boden, Klärschlamm und Kompost in ganz Österreich nachweisbar. Nicht nur die hohen Verbrauchsmengen machen der Umwelt zu schaffen, oft sind es auch die Eigenschaften der Wirkstoffe. Viele von ihnen sind langlebig, wasserlöslich und mobil und können dadurch zum Problem werden. Der Verbrauch an Arzneimitteln steigt in Österreich von Jahr zu Jahr, täglich sind es mehr als zwei Tonnen.

Empfehlungen für eine nachhaltige Zukunft

Im Oktober zog das Umweltbundesamt mit dem elften Umweltkontrollbericht Bilanz über die Umweltsituation in Österreich. Positive Entwicklungen gab es in den letzten drei Jahren in vielen Bereichen: die Luftqualität und der ökologische Zustand der Fließgewässer sind besser geworden, der Anteil erneuerbarer Energieträger und die Ressourceneffizienz steigen, die Recyclingquoten sind hoch und die Umweltwirtschaft wächst. Gleichzeitig steht Österreich vor einer Reihe von großen Herausforderungen wie dem nachhaltigen Umgang mit Flächen und dem Erhalt der Biodiversität.

Gefragter Partner für das Europäische Parlament

Das Umweltbundesamt wurde 2016 mehrere Male für das Europäische Parlament aktiv: So befassten sich die ExpertInnen mit der Diskrepanz bei den Stickoxidemissionen zwischen Fahrzeug-Typgenehmigung und realem Fahrbetrieb. In einer weiteren Studie wurden die Belastungsschwerpunkte für Luftverschmutzung in Europa und die laufenden Vertragsverletzungsverfahren analysiert. Auch im Vorfeld zu den internationalen Klimaverhandlungen in Marrakesh (Marokko) im Oktober wandte sich das EU-Parlament an das Umweltbundesamt. In einer Studie wurden die Ergebnisse des Pariser Klimaabkommens und die darauf folgenden Entwicklungen dargestellt.

Gefragter Partner vom Westbalkan bis Nepal

Im März 2016 startete das Umweltbundesamt ein Projekt mit der Ukraine, um das Management von elektrischen und elektronischen Altgeräten sowie Alt-Batterien in dem Partnerland zu verbessern. Im Dezember fand der Kick-off für ein weiteres Projekt mit Umweltbundesamt-Beteiligung in Serbien statt. In den nächsten zwei Jahren werden Pläne für die Umsetzung ausgewählter EU-Richtlinien in nationales Recht entwickelt. Know-how aus dem Umweltbundesamt war 2016 erstmals auch in Nepal gefragt. Neben Indien, China und Bangladesch zählt Nepal zu den Ländern mit der schlechtesten Luftqualität. Das nepalesische Umweltministerium holte sich Unterstützung vom Umweltbundesamt, um ein Konzept für das Luftqualitäts-Monitoring zu entwickeln. Abgeschlossen wurde 2016 auch ein zweijähriges Projekt in Algerien. Das Umweltbundesamt engagierte sich beim Aufbau des nationalen Umweltinformationssystems.

Ausblick 2017 – Schwerpunkt internationale Vernetzung

Das Jahr 2017 steht für das Umweltbundesamt weiterhin im Zeichen der Vernetzung mit Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik, der Fokus liegt dabei im internationalen Bereich. Mit Jänner 2017 startet die bisher größte länderübergreifende Initiative für Human-Biomonitoring in der EU mit zentraler Umweltbundesamt-Beteiligung. Das Umweltbundesamt fungiert in den nächsten fünf Jahren als nationale Kontaktstelle und ist Hauptansprechpartner für die EU-Kommission und die europäischen Partner.

Das Thema Plastik und Mikroplastik in der Umwelt bleibt auch 2017 auf dem Radar der ExpertInnen-Organisation. Vom 22. bis 23. Februar findet dazu die internationale Konferenz Identiplast statt, bei der es um Kreislaufwirtschaft und Plastik geht. Bei der Konferenz werden mehr als 200 VertreterInnen von Behörden, Abfallentsorgern und der Industrie aus ganz Europa erwartet. Das Umweltbundesamt veranstaltet die Konferenz gemeinsam mit Plastics Europe.

2017 feiert der Risikodialog sein 10-jähriges Bestehen. Die Initiative von Umweltbundesamt und Radio Ö1 widmet sich seit 2007 der Vernetzung und dem Austausch zwischen Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu komplexen Risikothemen wie Klimawandel, Energie und Digitalisierung. Risikowahrnehmung und Jugendbeteiligung zählen zu den Schwerpunkten in diesem Jahr.

Auch 2017 wird sich das Umweltbundesamt verstärkt dem internationalen Kapazitätsaufbau widmen. In ihrem bisher größten länderübergreifenden Projekt ist die ExpertInnen-Einrichtung in Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Moldawien, Ukraine und Weißrussland aktiv und unterstützt mit ihrem Know-how die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie. In Aserbaidschan ist das Umweltbundesamt 2017 mit einem zweiten Projekt zum Umweltmonitoring vertreten. Im Westbalkan starten demnächst zwei neue Projekte. In Kroatien widmen sich die ExpertInnen den Industrieemissionen und in Mazedonien dem Thema Wasser.