Forum Alpbach Nachlese

Break-Out-Session von Klimaschutzministerium und Umweltbundesamt zu Klimaneutralität 2040

Illustration Österreich 2040 klimaneutral

Die post-fossile Zukunft Österreichs stand im Mittelpunkt einer Break-Out-Session des Forum Alpbach am 28. August 2020. Leonore Gewessler, Katja Schechtner, Maria Vassilakou, Marleen Roubik und Henriette Spyra beschrieben ihre Visionen für ein klimaneutrales Österreich 2040 und diskutierten, welche ökonomischen, technologischen und regulatorischen Innovationen es dafür braucht. Die Zeichnerin Lana Lauren fasste die Statements der Referentinnen in Bilder.

Technologien und Innovationen

Wie kann Österreich bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden? Ist das überhaupt möglich? Die Vordenkerinnen am Podium in Alpbach waren sich einig: Die Klimaziele zu erreichen, ist schwierig, mit Zusammenhalt und Austausch aber machbar. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler verbindet radikale Regeneration mit radikalem Miteinander. Menschen leben nicht isoliert voneinander, individuelles Handeln hat auch immer Auswirkung auf die Gesellschaft. Themenfelder wie Klima und Innovation müssen zusammen betrachtet werden.

Neue Innovationen und Technologien werden 2040 eine Selbstverständlichkeit sein, meint Katja Schechter, Agent Innovatrice der OECD und Forscherin am MIT. Es wird laufend daran gearbeitet, ein noch besseres System für alle Menschen und den Planeten zu entwickeln. Sie beschreibt, dass wir dafür in den kommenden Jahren ein Technologiemosaik formen. Dafür sei auch ein radikal globales Verständnis notwendig, denn Innovation und Technologieentwicklung passieren an vielen Orten gleichzeitig. Viele Lösungen entwickeln sich aus einer lokalen Kultur heraus, die anderswo ebenso sinnvoll sein können.

Experimentierräume

Experimentaljuristin Marleen Roubik beschreibt, dass Gesetze der Zukunft Klimaneutralität 2040 zum Ziel haben müssen. Das Recht muss neue Wege gehen, um dem schnellen Wandel in Bereichen wie Verkehr, Energie und Umwelt nachzukommen. Es muss die richtigen Rahmenbedingungen und Anreize schaffen, um tatsächliche Veränderungen in Bereichen wie Digitalisierung und Dekarbonisierung herbeizuführen. Um Innovationen und Technologien erproben zu können, braucht es regulatorische Experimentierräume. Die Erfahrungen, die dort gemacht werden, müssen wiederum in die Gesetzgebung einfließen.

Die österreichische Mission Board Climate Neutral Cities Vertreterin, Maria Vassilakou, stellt verschiedene Maßnahmen und Möglichkeiten europäischer Städte vor, um die Klimaneutralität bis 2030 zu erreichen. Vor allem beim Thema Infrastruktur und öffentlicher Verkehr beeinflussen diese Maßnahmen nicht nur das Klima, sondern auch das Leben der Menschen positiv. Als Beispiel nennt sie London, wo Mini-Bus on demand getestet wird. Die Möglichkeiten des Teilens als Sozial-Praktik reichen von Mobilitätsabos, die eine Kombination aus allen vorhandenen Verkehrsmitteln erlauben, bis hin zur Grätzeloase, wo Ideen in der Nachbarschaft umgesetzt werden.

Umweltbundesamt-Expertin Henriette Spyra erklärt in Vertretung der Transformationsforscherin Maja Göpel, welche wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Änderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität 2040 helfen. In ihrer Zukunftsvision verbannt Maja Göpel das Wort Wachstum aus dem ökonomischen Diskurs. Gesellschaftliche Entwicklung wird konsequent an Nachhaltigkeitszielen gemessen, ökologische, soziale und ökonomische Indikatoren sind dafür gleich wichtig. In Maja Göpels Vision gibt es ein zukunftsfähiges Steuersystem. Dafür wird transparent dargelegt, welche Lenkungswirkung von Abgaben ausgeht. Das Prinzip Do-No-Harm in Bezug auf den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen wurde in Verfassungen eingesetzt. Die digitale Revolution wurde systematisch auf Nachhaltigkeitsziele ausgerichtet. So ersetzen Big Data, künstliche Intelligenz, Automatisierung oder Sensorik nicht mehr Mensch und Natur, sondern helfen, das Potenzial der lebendigen Systeme auf diesem Planeten zu nutzen.

 

Die Alpbacher Technologiegespräche wurden von AIT Austrian Institute of Technology und ORF Radio Österreich 1 in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Forum Alpbach veranstaltet.