Rückblick: Sektorale Entwicklung

Im Jahr 2022 wurden in Österreich rd. 72,8 Mio. Tonnen Treibhausgase (THG) emittiert. Gegenüber 2021 bedeutet das einen Rückgang von circa 5,8% bzw. 4,5 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent.

Im Emissionshandelsbereich (EH) sind 2022 ist ein Minus von 2,1 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent (-7,2%) gegenüber dem Vorjahr 2021 zu verzeichnen, in den Sektoren nach dem Klimaschutzgesetz (KSG) zeigt sich eine Reduktion von 2,4 Mio. Tonnen (-5,0%).

Grafik Sektorale Anteile der Treibhausgasemissionen

Sektorale Emissionsentwicklung seit 1990

Energie & Industrie: -10,4% seit 1990

Der Sektor Energie und Industrie ist im Jahr 2022 mit ca. 32,6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent der größte Emittent an Treibhausgasen in Österreich. Gegenüber dem vorangegangenen Jahr 2021 sind die Emissionen um 5,4% (-1,9 Mio. Tonnen) gesunken.

Emissionshandelsbereich

Dem Emissionshandel unterliegen Unternehmen aus der Energiewirtschaft und aus der energieintensiven Industrie. Die Emissionshandelsbetriebe verursachten im Jahr 2022 Treibhausgas-Emissionen im Ausmaß von ca. 26,6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent (Energie: 7,0 Mio. Tonnen, Industrie 19,6 Mio. Tonnen). Das ist ein Rückgang um 7,2% (2,1 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent) als im Jahr 2021.

Die Emissionen der Industriebetriebe im Emissionshandel sind um 6,8% (1,4 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent) gesunken. Dies ist vor allem auf die niedrigere Stahl- und Roheisenproduktion sowie einem Rückgang in den Branchen Papier, Chemie und Zement zurückzuführen. Die Emissionen der Energiebetriebe (Strom und Wärmeproduktion in großen Anlagen sowie Raffinerien und Erdgasverdichter-Stationen) sind um 8,4% bzw. rund 0,6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent gesunken. Wesentlich für diese Abnahme war der mehrmonatige Anlagenausfall der Erdölraffinerie sowie geringere Emissionen der Erdgasverdichter-Stationen.

Die inländische Stromerzeugung ist im Jahr 2022 um 2,7% (1,6 TWh) gesunken, wobei die Erzeugung aus Wasserkraftwerken um 3,9 TWh abgenommen, die Erzeugung aus Wind- und Photovoltaikkraftwerken um 1,5 TWh und die Erzeugung aus Erdgas-Kraftwerken um 0,7 TWh und die Erzeugung aus Biomasse und Abfall um 0,1 TWh zugenommen haben.

Trotz des Rückgangs des Stromverbrauchs stiegen die Nettoimporte 2022 gegenüber dem Vorjahr auf Grund der hohen Abnahmen der Inlandsstromproduktion und deckten rund 12% des Verbrauchs (+ 2%-Punkte gegenüber dem Vorjahr).

Nicht-Emissionshandelsbereich (KSG/ESD)

Die Emissionen der Industrie- und Energiebetriebe, die nicht dem Emissionshandel unterliegen, sind zwischen 2021 und 2022 um 3,6% bzw. 0,2 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent gestiegen, wobei die Emissionen aus der energetischen Nutzung von Industrieabfällen um 0,08 Mio. Tonnen CO2 und die Emissionen aus mobilen Quellen (z.B. Baumaschinen) um 0,1 Mio. Tonnen CO2 zugenommen haben.

Grafik Treibhausgasemissionen innerhalb und außerhalb Emissionshandel

Verkehr: +49,6% seit 1990

Der Sektor Verkehr weist im Jahr 2022 THG-Emissionen im Ausmaß von ca. 20,6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent. Im Vergleich zu 2021 sind die Emissionen um 4,6% (1,0 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent) gesunken. Hauptverursacher verkehrsbedingter Treibhausgas-Emissionen waren 2022 mit 37,6% dieselbetriebene Personenkraftwagen (PKW) und schwere Nutzfahrzeuge (31,7%), gefolgt von benzinbetriebenen PKW (20,5%) und leichten Nutzfahrzeugen (8,3%).

Der starke Rückgang der Emissionen ist hauptsächlich auf den Rückgang des Kraftstoffexports im Vergleich zum Vorjahr zurückzuführen und folglich auf eine Reduktion beim Kraftstoffabsatz um 3,8%. Im Jahr 2022 wurden um 5,6% weniger Diesel abgesetzt, bei Benzin waren es plus 4,1% (jeweils inkl. Beimengung von Biokomponenten).

Die CO2-Emissionen aus dem nationalen Flugverkehr sind 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 24% gestiegen. Der Anteil an Emissionen des Verkehrssektors liegt jedoch mit 30 kt CO2-Äquivalent bei nur 0,1%.

Seit 1990 verzeichnet der Sektor Verkehr (ohne CO2-Emissionen aus dem nationalen Flugverkehr) eine Emissionszunahme von rund 50%, im Wesentlichen bedingt durch den Anstieg der Fahrleistung, vor allem von Diesel-Pkw sowie durch den preisbedingten Kraftstoffexport. Dieser Anteil beträgt an den gesamten Emissionen des Verkehrssektors im Jahr 2022 rund 20%.

Gebäude: -42,9% seit 1990

Der Sektor Gebäude verursachte im Jahr 2022 ca. 7,4 Mio. Tonnen an THG-Emissionen. Das entspricht einem Rückgang von 16,8% (1,5 Mio. Tonnen) gegenüber dem Jahr 2021. Die Jahressumme der Heizgradtage 2022 hat gegenüber dem Vorjahr um 13% abgenommen, was auf die die wärmere Witterung zurückzuführen ist.

Der Einsatz fossiler Energieträger im Gebäudesektor sind 2022 auf Grund milderer Witterung und von Preisänderungen am Energiemarkt insgesamt um 17% gesunken. Die Nutzung von Biomasse und Fernwärme nahm 2022 ebenfalls ab. Die Nutzung von Umgebungswärme stieg hingegen um rd. 13%.

Landwirtschaft: -16,0% seit 1990

Im Jahr 2022 wurden Treibhausgasemissionen im Ausmaß von ca. 8,2 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent verursacht. Das sind um 0,9% (0,08 Mio. Tonnen) weniger als im Jahr 2021. Hauptverantwortlich dafür ist der verringerte Einsatz von Mineraldünger und die rückläufige Anzahl an Schweinen.

Abfallwirtschaft: -52,4% seit 1990

Der Sektor Abfallwirtschaft emittierte im Jahr 2022 ca. 2,2 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent und somit um 3,4% (0,08 Tonnen) weniger als im Jahr 2021. Diese Reduktion ist auf die gesunkenen Emissionen aus der Abfalldeponierung zurückzuführen.

Der starke Rückgang seit 1990 ist hauptsächlich auf die verstärkte Abfalltrennung und die verpflichtende (Vor-)Behandlung von Abfällen gemäß Deponieverordnung zurückzuführen. Im Gegensatz dazu haben sich die Emissionen aus der Abfallverbrennung seit 1990 mehr als verdreifacht und lag 2022 bei 1,0 Tonnen CO2-Äquivalent.

Fluorierte Gase: +17,2% seit 1990

Die F-Gas-Emissionen sind in Österreich aufgrund verschiedener Minderungsmaßnahmen seit dem Jahr 2019 rückläufig. Im Jahr 2022 wurden in Österreich F-Gase im Ausmaß von rund 1,8 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent emittiert. Damit liegen die Emissionen um 1,1% unter dem Niveau von 2021.

Hauptgrund für diesen Rückgang ist die EU VO Nr. 517/2014 (seit 2014 in Kraft), die vorsieht, bis 2030 die Herstellung und den Import von F-Gasen mit einem hohen Treibhausgaspotenzial deutlich zu reduzieren.

Daten: Sektoreinteilung und Revisionen

Die Sektoreinteilung folgt der des Klimaschutzgesetzes. Aufgrund der kontinuierlichen Verbesserung der Treibhausgas-Inventur, die jeweils die ganze Zeitreihe ab 1990 betrifft, können die Emissionen von bisher publizierten Daten abweichen.

Tabelle - Treibhausgas-Emissionen in Österreich seit 1990

Die nationale Treibhausgas-Inventur

Das Umweltbundesamt erstellt jährlich die nationale Treibhausgas-Inventur und liefert damit die offiziellen Zahlen für das Berichtswesen Österreichs im Rahmen der Klimarahmenkonvention und an die Europäische Union. Seit 2006 ist Österreichs führende Expert:innen-Institution für Umwelt als weltweit einzige Stelle für die Erstellung der nationalen Emissionsinventur akkreditiert (Qualitätsmanagement nach ÖVE/ÖNORM EN ISO/IEC 17020). Eine detaillierte Analyse der Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen in Österreich erfolgt jährlich im Klimaschutzbericht des Umweltbundesamtes.