Digitaler Treibstoff für umweltfreundliche Mobilität

Weniger Verkehr, neue Mobilitätsformen und attraktive, nachhaltige Verbindungen: Der digitale Wandel eröffnet neue Perspektiven für intelligente, nachhaltige Mobilität.

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Die Treibhausgasemissionen aus dem Verkehrssektor sind 2019 das fünfte Jahr in Folge gestiegen. Auch die Fahrleistung nimmt zu - mit erheblichen Umweltauswirkungen: Diese reichen von der Emission von Treibhausgasen und Luftschadstoffen über Lärm bis zur Bodenversiegelung. Zur Erreichung der Energie- und Klimaziele sind tiefgreifende Veränderungen im Mobilitätsverhalten notwendig. Bei der Vermeidung von Verkehr, bei seiner Verlagerung auf umweltfreundlichere Mobilitätsformen und bei der Optimierung des verbleibenden Verkehrsaufkommens kann die Digitalisierung wirksame Beiträge im Sinn einer integrierten Energie- und Verkehrswende leisten.

Verkehr digital vermeiden

Die Digitalisierung der Wirtschafts- und Arbeitswelt kann dazu beitragen, dass physischer Verkehr vermieden und damit reduziert wird. Home-Office ist durch die Corona-Krise für viele österreichische ArbeitnehmerInnen spätestens im Jahr 2020 Realität geworden und hat den täglichen physischen Weg zum Arbeitsort bereits ersetzt. Das Potential zur Verkehrsvermeidung wird in diesem Bereich auch durch den steigenden Anteil höher qualifizierter, weniger ortsgebundener Arbeit sowie durch den Breitbandausbau auch im ländlichen Raum erweitert. Gleichzeitig kann die Möglichkeit, „von überall“ zu arbeiten, auch zu Mehrverkehr führen. Mögliche Ambivalenzen zeigen sich auch bei Anwendungen der „Virtual Reality“: Diese bieten interaktive Erlebnis- und Bewegungsmöglichkeiten, die etwa (Flug-)Reisen sowohl ersetzen, als auch anreizen können. Der 3D-Druck von online erworbenen Produkten (bzw. Lizenzen dafür) daheim oder bei nahegelegenen Dienstleistern ist eine mittelfristige Perspektive, die Zustellverkehr reduzieren kann. Bisher hat der boomende Online-Handel mit seinem niederschwelligen Zugang zu Produkten und dem vordergründig kostenlosen Versand und Rückversand zu physischem Mehrverkehr in der Paketzustellung geführt.

Mobilität neu organisieren

Rund 70 % des österreichischen Personenverkehrs im Jahr 2017 erfolgten mit fossil angetriebenen Personenkraftwagen und meist nicht unter Nutzung anderer Verkehrsmittel („monomodal“). Um Fahrten auf Verkehrsmittel des Umweltverbundes (Öffentlicher Verkehr, Radverkehr, Zu-Fuß-Gehen) verlagern, neue Mobilitätsangebote wie „Shared Mobility“ forcieren und Mobilität generell als Dienstleistung vermitteln zu können („mobility as a service“), bietet die Digitalisierung wesentliche Voraussetzungen. Digitale Anwendungen ermöglichen etwa die Vernetzung der unterschiedlichen Mobilitätsangebote, erhöhen das Informations- und Komfortniveau jenseits des motorisierten Individualverkehrs und verbessern so Akzeptanz und Wettbewerbsfähigkeit multimodaler und damit umweltfreundlicherer Mobilität. Konkrete Instrumente dafür sind Mobilitäts-Apps, verkehrsmittelspezifische Routing-Apps oder ein verkehrsmittelübergreifendes Ticket-System. Die größte Wirkung haben derartige Anwendungen im urbanen Raum. Auch die umweltfreundliche Anreise zu Tourismusgebieten – samt individueller Mobilität vor Ort – wird durch digitale Verkehrs- und Mobilitätsinformationen gefördert.

Mit Daten mehr für die Umwelt bewegen

Moderne Pkw generieren, übermitteln und verarbeiten eine Vielzahl von Daten. Der Elektronikkonzern Intel geht davon aus, dass automatisierte bzw. autonome Pkw je Betriebsstunde vier Terrabyte an Daten verarbeiten werden. Die Fahrzeugautomatisierung hat große ökologische (zum Beispiel höherer Verkehrsfluss, höhere Energieeffizienz), ökonomische (zum Beispiel Reduktion von Staustunden, Gewinn produktiver Zeit) und verkehrssicherheitsrelevante (zum Beispiel bis zu 95 % weniger Verkehrsunfälle) Potentiale. Technologische Voraussetzungen dafür sind Konnektivität und Kommunikation zwischen den Fahrzeugen (vehicle to vehicle communication, V2V), zwischen Fahrzeug und Infrastruktur (vehicle to infrastructure communication, V2I) sowie exakte Standortbestimmung, komplexe Sensorik und Algorithmik. Im Güterverkehr kann die Digitalisierung die Wettbewerbsfähigkeit des Bahnverkehrs durch Automatisierung von Warentransport und Warenumschlag fördern. Dies ist ein wesentlicher Beitrag zur Ökologisierung des Güterverkehrs. Damit wir mit Daten mehr für die Umwelt bewegen können, muss in allen Anwendungen die Datensicherheit gewährleistet sein.

 

Links

Potentiale und Wirkungen virtueller Mobilität 

Treibhausgas-Bilanz 2019

Mobilität