Untersuchung von Mikroplastik im Speisesalz

Wien, 21. Juli 2023

Das Umweltbundesamt hat im Auftrag der NGO foodwatch Österreich unterschiedliche, im Handel erhältliche Speisesalze auf Mikroplastik-Verunreinigungen getestet. Untersucht wurden Salze aus dem In- und Ausland. Das Ergebnis: 7 von 10 Produkten sind in unterschiedlichem Ausmaß mit Mikroplastik-Partikeln verunreinigt. In drei Salzen konnte kein Mikroplastik nachgewiesen werden. Bei den anderen sieben Produkten variierte der Partikel-Anteil pro Kilo Salz stark.

Image Mensch als Spiegel der Umwelt

Besonders stark belastet ist das Meersalz aus einer Einwegmühle: Gemahlen bringt es das Salz auf 66.000 Mikroplastik-Partikel pro Kilo. In allen getesteten Meersalzen wurde Mikroplastik, wenn auch in sehr unterschiedlichen Konzentrationen, nachgewiesen. In drei von fünf Steinsalz-Produkten wurden keine Mikroplastik-Teilchen nachgewiesen. Überraschendes Ergebnis zweier Salze desselben österreichischen Herstellers: das Kristallsalz war im Gegensatz zum Tafelsalz mit Mikroplastik verunreinigt, obwohl beide Produkte mit „frei von Mikroplastik“ beworben werden.

Folgende Salze wurden von foodwatch Österreich für die Analyse ausgewählt:

  • Bad Ischler Kristallsalz Streuer fein & jodiert
  • Bad Ischler Tafel Salz Fein & Jodiert
  • ChanteSel Jodsalz Fein + Fluorid
  • DeSpar Sale Marino Fino
  • Kotanyi Meersalz Jodiert Mühle – gemahlen
  • Kotanyi Meersalz Jodiert Mühle – ungemahlen
  • Le Gusto Salinen Gold
  • Odina
  • Pink Yeti Himalaya-Salz Fein
  • Sal de Ibiza Fleur de Sel
  • Schnekel’s Griechisches Meersalz Fein Gemahlen

Die detaillierten Ergebnisse zu den einzelnen Produkten finden Sie unter dem Link am Ende dieses Artikels.

Alle belasteten Salze wurden direkt aus der Verpackung genommen. Aus einer Verpackung wurde das Salz ohne Mahlen entnommen und getestet. Aus einer anderen Verpackung des gleichen Produkts wurde das Salz durch Mahlen in der feinen Mühlenstufe entnommen und dann getestet. Bei der nicht gemahlenen Probe wurden 240 Partikel pro Kilo gefunden.Bei der gemahlenen Probe wurden 66.000 Mikroplastik-Partikel pro Kilo nachgewiesen. Da das nachgewiesene Mikroplastik großteils aus demselben Plastik wie das Mahlwerk war, ist davon auszugehen, dass das Mikroplastik während des Mahlvorgangs in das Salz gekommen ist.

Ursachen der Kontaminationen

Mikroplastik kann durch eine Verunreinigung der Salzquellen und während der Verarbeitung ins Salz gelangen. Das Salz kann beim Abbau, bei der Verarbeitung sowie bei der Abfüllung und Verpackung mit Kunststoffen in Kontakt kommen. Daher ist es möglich, dass kleine Partikel durch Abrieb in Silos, Rohrleitungen, Filtern, Pumpen gelangen. Auch die Freisetzung von synthetischen Textilfasern kann zu Verunreinigungen führen.

Bei Steinsalz kommt es am ehesten während des Gewinnungs- und Verpackungsprozesses zu Mikroplastik-Verunreinigungen.

In allen fünf getesteten Meersalzen konnte Mikroplastik in unterschiedlichen Konzentrationen nachgewiesen werden. Die Belastung ist wahrscheinlich auf die Mikroplastikverunreinigung von Meerwasser zurückzuführen. Der Mikroplastik-Partikel-Anteil im Fleur de Sel war mit 5.400 Partikeln/kg hoch. Das ist sehr wahrscheinlich auf die Art der Gewinnung dieses Salzes zurückzuführen. Bei der Gewinnung werden die Kristallsalze von der Meeresoberfläche abgeschöpft.

Die Häufigkeit von Mikroplastik in den untersuchten Salzproben deutet darauf hin, dass Mikroplastik in Speisesalz weitverbreitet ist.  Dies wird auch durch Daten aus anderen Untersuchungen bestätigt. In fast jeder untersuchten Probe, unabhängig davon ob Meersalz, Salz aus Binnengewässern oder Steinsalz, wird Mikroplastik nachgewiesen, wobei die Werte teilweise stark schwanken.

Untersuchung mittels FTIR-Mikrospektroskopie

Die chemische Zusammensetzung des Mikroplastik-Materials wurde mittels Fourier-Transformation-Infrarot-(FTIR)-Spektroskopie bestimmt. Durch das bildgebende Imaging-Verfahren steht neben der chemischen Information zum Mikroplastikmaterial auch die optische Information über die Mikroplastik-Teilchengröße zur Verfügung. Die Bestimmungsgrenze berechnet sich aus der Bestimmung von einem Mikroplastikteilchen pro Menge der eingesetzten Salzprobe.

Zur Probenvorbereitung für die FTIR-Mikrospektroskopie wurden rund 50 g der jeweiligen Salzprobe in Reinstwasser gelöst und der gelöste Anteil durch Abfiltrieren abgetrennt. Der Rückstand wurde in die untersuchenden Größenfraktionen (0,025 – 0,5 mm) mittels Siebung über Edelstahlsiebe abgetrennt und über einen Membranfilter filtriert.

Bei der Untersuchung wurden die zehn gängisten Kunststoffarten analysiert: Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polystyrol (PS), Polyethylenterephthalat (PET), Polyurethan (PU), Polyvinylchlorid (PVC), Polyamid (PA), Polycarbonat (PC), Polymethylmethacrylat (PMMA), Polyoxymethylen (POM). Die Auswertung erfolgte durch softwareunterstützten Korrelationsvergleich mit entsprechenden Referenzspektren der jeweiligen Polymertypen und wurden mittels Korrelationsvergleich überprüft und verifiziert.

Die Bestimmung der Partikelanzahl erfolgte bevorzugt manuell. Bei Proben mit hohen Partikelkonzentrationen auf dem Analysenfilter wurde die Zählung der Partikel softwareunterstützt mit Bildanalysesoftware durchgeführt. Die Bestimmungsgrenze der Quantifizierung ergab sich aus der kleinsten bestimmbaren Anzahl (d. h. ein Stück) von Mikroplastik-Teilchen im mittels FTIR analysierten Aliquot.