Virtuelle Mobilität entlastet die Umwelt

Wien, 21. Dezember 2020

Umweltbundesamt-Expert:innen haben im Projekt PoviMob gemeinsam mit Motiv- und Mobilitätsforscher:innen potenzielle Effekte von virtueller Mobilität auf das tatsächliche Verkehrsaufkommen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass durch verstärktes Homeoffice, Teleconferencing und Online-Shopping kurzfristig bis zu 2,8 % der verkehrsbedingten Treibhausgase eingespart werden können. Der Projekt-Endbericht steht seit Dezember 2020 online zur Verfügung.

Foto Fahrspuren

Die Digitalisierung ermöglicht  Mobilität im virtuellen Raum und unterstützt damit die Einsparung von Verkehr sowohl auf der Straße, als auch auf der Schiene oder in der Luft. Diese virtuelle Mobilität ersetzt schon heute zahlreiche physische Wege und wird in den kommenden Jahren mehr oder weniger alle Lebensbereiche durchdringen. Durch die Covid-Pandemie im Jahr 2020 wurde die Tendenz zu Homeoffice, Tele-Conferencing oder Online-Shopping deutlich beschleunigt.

Viele Bausteine notwendig – jedes Potenzial nutzen

Der Verkehrssektor ist einer der Hauptverursacher von Treibhausgas-Emissionen in Österreich – nach wie vor mit steigendem Trend. Für die Klimaziele Österreichs sind noch viele Bausteine notwendig, die zur notwendigen Reduktion der Emissionen bis 2030 und darüber hinaus führen.

Die Projekt-Ergebnisse zeigen, dass in der virtuellen Mobilität ein beachtliches Potenzial liegt. Aufbauend auf Befragungen von Expert:innen und Umfragen in der Bevölkerung im Herbst 2019 und im April 2020 wurden Berechnungen für verstärktes Homeoffice, Teleconferencing und Online-Shopping durchgeführt. Damit ist eine Reduktion des Verkehrsaufkommens und damit eine Emissionsreduktion im Ausmaß von bis zu 2,8 % der gesamten verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen, oder 630 kt CO2-Äquivalenten, für das Jahr 2030 möglich. Der größte Anteil an diesem Potenzial liegt in einer intensiveren Nutzung von Homeoffice (ca. 60 % der Reduktion). Zusätzlich zu diesem Potential können weitere 480 kt CO2-Äquivalente eingespart werden, wenn internationale Geschäftsreisen durch Tele-Conferencing ersetzt werden.

Dass dieses Reduktionspotenzial höher ausfallen kann, hat das Jahr 2020 gezeigt. Bedingungen wie während der COVID-Pandemie mit weitgehendem Homeoffice und massiven Reiseeinschränkungen gehen deutlich über die Annahmen für die Berechnungen in PoviMob hinaus.

Auf Rebound-Effekte achten

Sogenannte Rebound-Effekte können zur Folge haben, dass nur ein Teil dieses Potenzials tatsächlich genutzt wird. Die Expert:innen haben berechnet, dass das Potenzial virtueller Mobilität hierdurch deutlich abnehmen kann, auf etwa 240 kt CO2-Äquivalente im Jahr 2030. Ein Beispiel für solche Effekte ist z.B. der Bereich des Online-Shoppings, in dem ausgehend von der derzeitigen Struktur durch den erhöhten Lieferverkehr praktisch keine Nettoreduktion zu erwarten ist. Rebound-Effekte können aber durch gezielte Maßnahmen abgeschwächt werden. Dazu wurden im Projekt PoviMob zahlreiche Handlungsempfehlungen erarbeitet.

Weitere positive Effekte ergeben sich durch die verstärkte Nutzung von Homeoffice, wenn dies einer Abwanderung aus dem ländlichen Raum entgegenwirkt. Eine belebende Wirkung auf den regionalen Handel und die Entwicklung einer Stadt der kurzen Wege mit kleinteiligen Strukturen ist ebenso zu erwarten, da Wohn- und Arbeitsraum wieder stärker zu einem integrierten Lebensraum verschmelzen und die lokale Infrastruktur wieder verstärkt genutzt wird.

PoviMob

Kann die Einsparung von Wegen in die Arbeit, ins Einkaufszentrum oder zum Bankinstitut langfristig zu einer Reduzierung von verkehrsbedingten Emissionen beitragen? Dieser Frage sind Mobilitäts-Expert:innen im Projekt PoviMob (Potentiale und Wirkungen virtueller Mobilität) gemeinsam mit dem Projektpartner Motiv- & Mobilitätsforschung Institut Mag. Michael Praschl unter der Leitung des Umweltbundesamtes nachgegangen.

Das Projekt PoviMob wurde im Rahmen der 12. Ausschreibung Mobilität der Zukunft vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) finanziert.

 

Links

Bericht: PoviMob

Weg von der Straße, ab ins Netz

Bundesministerium für Klimaschutz

Motiv- & Mobilitätsforschung Institut Mag. Michael Praschl

Programm Mobilität der Zukunft