Kreislaufwirtschafts-Technologien in Österreich

Wien, 18. Juni 2025

Hohes Innovationspotenzial

Eine aktuelle Bestandsaufnahme des Umweltbundesamtes zeigt: In Kreislaufwirtschafstechnologien hat Österreich ein hohes Innovations- und Exportpotenzial. Darüber hinaus haben die Expert:innen Empfehlungen erarbeitet, wie Innovation und Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden können und welche Rahmenbedingungen dazu erforderlich sind. 

Image Recycling

Ein zentraler Baustein auf Österreichs Weg zur Klimaneutralität bis 2040 ist die Umgestaltung des Wirtschaftssystems zu einer Kreislaufwirtschaft, in der Treibhausgas-Emissionen, Ressourcenverbrauch und Abfall reduziert werden. Kreislaufwirtschaftstechnologien spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Umweltbundesamt-Expert:innen haben Österreichs Innovationspotenzial und Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich analysiert. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Produktion von Stahl, Kunststoff, Zement und Holzbauprodukten – Industrien, in denen Sekundärrohstoffe künftig verstärkt eingesetzt werden sollen.

Spezialisierung beim Recycling von Kunststoffen und Gummi am höchsten

Patentanmeldungen in einer Technologie sind ein Indikator für das Innovationspotenzial, Exporte sind ein Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit einer Branche. Die Analyse von Patentanmeldungen für Wiederverwendungs-, Recycling- und Rückgewinnungstechnologien in Österreich zeigt, dass die Spezialisierung in den Kreislaufwirtschaftstechnologien seit Beginn der Datenreihe im Jahr 1990 hoch ist, besonders beim Recycling von Kunststoffen und Gummi. Bei Technologien für Prozesseffizienz in der Metallverarbeitung, wie dem Recycling von Stahlschrott, ist die Spezialisierung in den letzten Jahren gesunken, ebenso bei der Nutzung von Abfällen als Füllstoffe für Mörtel und Beton.

Beim Kunststoff- und Gummirecycling hat Österreich sowohl eine technologische Spezialisierung als auch eine Exportspezialisierung in der Kunststoffindustrie vorzuweisen. Dieses Technologiefeld zählt zu Österreichs Stärken und ist daher besonders gut positioniert, um vom Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft zu profitieren. Die gute technologische Performance könnte dazu beitragen, Österreichs Exportvorteil in diesem Bereich in Zukunft noch auszubauen, was durch weitere innovations-, industrie- und handelspolitische Maßnahmen unterstützt werden kann.

Bei Technologien, in denen Österreich zwar wettbewerbsfähig aber weniger innovativ ist, wie bei Prozesseffizienztechnologien in der Metallverarbeitung, besteht das Risiko, dass der momentane Exportvorteil in Zukunft erodiert. Hier sind gezielte Maßnahmen zur Innovationsförderung sinnvoll, beispielsweise für fortgeschrittene Sortiertechnologien für hochqualitatives Stahlrecycling.

Foto Zeichen Unendlichkeit

Maßnahmeninventar

In den letzten Jahren wurde mit der Umsetzung eines umfassenden politischen Rahmens für die Kreislaufwirtschaft begonnen. Seit 2022 wurden auf Grundlage der Kreislaufwirtschaftsstrategie mehr als 180 Maßnahmen eingeleitet. Preisanreize für die Kreislaufwirtschaft wie das Einwegpfand und die Littering-Abgabe wurden geschaffen und der regulatorische Rahmen an die EU Gesetzgebung angepasst. Forschung und Entwicklung wird im Rahmen eines Schwerpunkts zur Kreislaufwirtschaft finanziert, Förderprogramme für neue Technologien wurden auf die Kreislaufwirtschaft ausgeweitet. Weitere nationale Rahmenwerke wie die Abfallrahmenrichtlinie, die Verpackungsverordnung, der nationale Aktionsplan für nachhaltige öffentliche Beschaffung, die Deponieverordnung und Abfall-Ende Kriterien für Bauprodukte begünstigen die Etablierung der Kreislaufwirtschaft. 

Zusätzliche Preisanreize und weitere Maßnahmen notwendig

Unter Beteiligung von Expert:innen und Stakeholder:innen wurden Empfehlungen für weitere Maßnahmen erarbeitet, die bislang noch nicht oder nicht ausreichend adressiert wurden. Dazu zählen zusätzliche Preisanreize, um die Nutzung von Sekundärrohstoffen attraktiver zu machen, der schrittweise Abbau von Subventionen, die die Kreislaufwirtschaft behindern, und eine stringente Umsetzung der EU-Vorgaben für Ökodesign und Sekundärrohstoff-Mindestanteile, die auf mehr Produktgruppen ausgeweitet werden sollten. Die Überarbeitung von Standards und Normen für kreislauffähige Produkte und Materialien, die Fortführung der Förderung von F&E, insbesondere für kreislauforientiertes Design, Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle sowie für innovative Sortier- und Recyclingtechnologien sind weitere Maßnahmen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft. Ein verbesserter Zugang zu privatem Risikokapital für zirkuläre Start-Ups in der Wachstumsphase wurde ebenfalls von den Expert:innen und Stakeholder:innen als wichtige Maßnahme genannt.

Diese Arbeiten waren Teil des ACRP-Projekts INTEGRATE mit dem Wegener Center (Lead Karl Steininger).

 

Weiterführende Links

Policies for the transition to a climate-neutral circular economy

Instrumente für Nachhaltige Finanzierung (PDF)

Die österreichishce Kreislaufwirtschaft-Strategie

Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfgesellschaft

Kreislaufwirtschaft-Helpdesk