Umweltbundesamt-Studie analysierte „Haftungsfläche“ des Waldes

Wien, 12. Dezember 2019

Die Praxis der vorsorglichen Fällungen entlang von Straßen und Wegen aus Angst vor Schadenersatzansprüchen könnte fast ein Viertel der österreichischen Wälder und tausende Straßen- und Parkbäume treffen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Umweltbundesamtes, die im Auftrag von Stadt Wien – Umweltschutz erarbeitet wurde.

Foto Baumverstümmelung

Viele der Waldbesitzerinnen und -besitzer wollen auf Nummer sicher gehen – und fällen links und rechts entlang der Wege und Straßen insbesondere hohe und alte Bäume. Diese „Sicherheitszonen“ sind in der Regel so breit, wie die Bäume hoch sind: Durchschnittlich wird links und rechts der Wege jeweils 25 Meter breit und mehr durch Rückschnitte und vorsorgliche Fällungen „gesichert“.

Stadt Wien – Umweltschutz hat angesichts dieser Entwicklung für die Plattform „Österreichische Baumkonvention: Bäume mit Zukunft – Zukunft mit Bäumen“ eine Studie beim Umweltbundesamt in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse liegen jetzt vor. Die Analyse sämtlicher Verkehrswege Österreichs durch das Umweltbundesamt – von Autobahnen und Schnellstraßen über Landstraßen bis hin zu Forststraßen und Wanderwegen – zeigt: würde man die Praxis der Sicherungsschnitte und vorsorglichen Fällungen konsequent durchführen, wäre fast ein Viertel aller Waldflächen Österreichs von Haftungsfragen betroffen. Insgesamt sind es 959.029 Hektar und das sind ca. 24 Prozent der bundesweiten Waldfläche.

Umfrage zeigt große Verunsicherung

Gleichzeitig führte das Umweltbundesamt eine digitale Umfrage unter WaldbesitzerInnen, Verantwortlichen in den Gemeinden und Städten Österreichs sowie ExpertInnen durch, die eine große Verunsicherung belegte: In mehr als 50 Prozent aller Antworten wurde angegeben, dass die rechtliche Haftungssituation im eigenen Zuständigkeitsbereich unklar sei. 95 Prozent gaben an, dass Baumfällungen ein wichtiges „Mittel der Baumsicherung“ seien. Dies, obwohl auch die entsprechende ÖNORM Fällungen als das „letzte“ Mittel zur Baumsicherung definiert. 88 Prozent der Befragten berichteten, dass der – finanzielle – Aufwand für Baumsicherungen in den letzten Jahren signifikant gestiegen sei.

Studie