Wasserschatz Österreichs

Wien, 14. September 2021

Neue Studie von Umweltbundesamt, BOKU Wien und Ingenieurbüro DI Holler im Auftrag des BMLRT zeigt erstmals österreichweit regionale Herausforderungen in der Wasserverfügbarkeit bis 2050

Foto Studienpräsentation Wasserschatz
von links nach rechts: Roman Neunteufel (BOKU), Christian Holler (Ingenieurbüro DI Holler), Günter Liebel (BMLRT), Helga Lindinger (Umweltbundesamt), Johannes Grath (Umweltbundesamt), Ernst Überreiter (BMLRT)

Österreich verfügt über große Wasservorkommen und zählt zu den wasserreichsten Regionen der Welt. Quellen, Wasserfälle, eindrucksvolle Gebirgsbäche, Flüsse und Seen prägen häufig das Landschaftsbild. Diese Wasservorkommen und das nicht sichtbare Grundwasser sind wesentliche Grundlagen für die Trinkwasserversorgung, die Sicherung der landwirtschaftlichen Produktion sowie für Industrie, Gewerbe und den Tourismus. Damit der „Wasserschatz Österreichs“ langfristig geschützt und nachhaltig genutzt werden kann, braucht es eine vorausschauende Ausrichtung der Wasserwirtschaft.

Dafür wurde in der Studie erstmals für ganz Österreich der derzeitigen Wasserbedarf erhoben und die Entwicklungen in den nächsten 30 Jahren im Hinblick auf den Klimawandel untersucht. Über zwei Jahre haben die Projektpartner Umweltbundesamt, Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien und das Ingenieurbüro DI Holler in einem breiten Prozess, unter Einbindung der neun Bundesländer und aller relevanten Stakeholder, an der vorliegenden Studie gearbeitet. Damit werden, im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT), erstmals österreichweit umfassende Grundlagen für die nachhaltige Bewirtschaftung der Grundwasserressourcen für die nächsten 30 Jahre bereitgestellt.

Foto Wasserfall

Grundwasser zunehmend unter Druck

Die Auswirkungen des Klimawandels sind auch in Österreich immer deutlicher zu spüren. Trockenperioden wie in den Jahren 2003, 2015 und 2018 und Extremwetterereignisse wie länger andauernde Hitzeperioden oder Starkregenereignisse nehmen zu. Der Anstieg der Lufttemperatur und die damit verbundenen Änderungen bei den Niederschlägen, der Verdunstung und der Vegetationsperiode wirken sich unmittelbar auf die Wasserressourcen und deren Verfügbarkeit sowie auf den Wasserbedarf aus. Generell rechnet man für Österreich mit einer saisonalen Verlagerung der Niederschläge, einer Niederschlagszunahme im Winter und Frühjahr und Abnahme im Sommer und Herbst. Diese Änderungen können regional jedoch sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.

Aufbauend auf den aktuellen Nutzungen und verfügbaren Ressourcen wurden in der Studie Szenarien der Grundwassernutzung für den Zeithorizont 2050 entwickelt. Für die Abschätzung einer realistischen Bandbreite der möglichen künftigen Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserressourcen und Bedarfsänderungen wurden wissenschaftlich anerkannte Klimaszenarien für Österreich (ÖKS15 Klimaszenarien) mit den Auswirkungen möglicher sozioökonomischer Veränderungen wie etwa Bevölkerungsentwicklung oder Veränderungen in der Landwirtschaft und Industrie miteinander verschnitten und regional differenziert für ganz Österreich dargestellt.

Ergebnisse im Überblick

  • Der aktuelle Wasserbedarf kann aus dem Grundwasser nachhaltig gedeckt werden.
  • Durch die Auswirkungen des Klimawandels können die verfügbaren Grundwasserressourcen in Österreich bis zum Zeithorizont 2050 um bis zu 23% von derzeit 5,1 Mrd. m³ auf 3,9 Mrd. m³ abnehmen.
  • Wasserversorgung (inkl. mitversorgter Bereiche und Eigenversorgung Haushalte): Der aktuelle Wasserbedarf von 753 Mio. m³ pro Jahr wird sich bis 2050 um 11 bis 15% erhöhen. Das bedeutet österreichweit einen künftigen Wasserbedarf von 830 bis 850 Mio. m³ pro Jahr. In einzelnen Gemeinden kann der Bedarf um bis zu 50% steigen. Stärksten Einfluss darauf haben die Bevölkerungszunahme und der Klimawandel.
  • Landwirtschaft: Der Wasserbedarf für die Bewässerung ist regional und saisonal sehr konzentriert und kann sich bis 2050 beinahe verdoppeln. Trotz sinkender Viehzahlen ist aufgrund der Leistungssteigerung in der Viehzucht und durch die Zunahme an Hitzetagen mit einer Zunahme des Wasserbedarfs für die Viehwirtschaft zu rechnen.
  • Industrie und Gewerbe ist mit etwa 2.210 Mio. m³ pro Jahr mit Abstand der Wirtschaftssektor mit der größten Wasserentnahme. Davon werden rund 330 Mio. m³ pro Jahr aus dem Grundwasser entnommen. Bis 2050 wird mit geringen Bedarfsveränderungen gerechnet.
  • Im „Wasserschatzszenario günstig“ steigt die Nutzungsintensität bis 2050 in einigen Szenarienregionen. Die Anzahl der Gebiete mit sehr hoher Ausnutzung (größer 75 bis 90%) nimmt zu, die Nutzungsintensität bleibt aber überall unter 100%.
  • Im „Wasserschatzszenario ungünstig“ steigt in einigen Szenarienregionen die Nutzungsintensität über 75 % und in einigen Szenarienregionen kann der Bedarf die verfügbare Grundwasserressource übersteigen. Dadurch können sich regional Nutzungskonflikte ergeben.

Neue Zukunftsplattform Wasser

Auf Basis der Erkenntnisse der "Wasserschatz Österreichs" Studie startet das BMLRT einen Diskussions- und Planungsprozess, um die Wasserversorgung für die verschiedenen Nutzungen in allen Regionen Österreichs in Zukunft sicherzustellen. In der "Zukunftsplattform Wasser" des BMLRT haben Bundesländer, Stakeholder und Sozialpartner:innen die Gelegenheit, über die Zukunft der Wasserschätze Österreichs zu diskutierten. Die Studie dient als Basis für die Diskussion und Erarbeitung konkreter Maßnahmen, auch auf regionaler Ebene. 

Links

Studie Wasserschatz Österreichs: Studie und Hintergrunddokument

Zukunftsplattform Wasser

Mehr zum Thema Grundwasser

Projektpartner

Universität für Bodenkultur Wien

Ingenieurbüro DI Holler