30 Jahre Umweltbeobachtung am Zöbelboden

Wien, 11. Juli 2022

12.000 Proben, 650 Messgeräte und 250.000 chemische Analysen – nur drei Zahlen aus drei Jahrzehnten Ökosystemforschung am Zöbelboden im Nationalpark Kalkalpen. Weit weg von Autobahnen und anderen Schadstoffquellen werden hier Erfolge der Luftreinhaltung, der Einfluss des Klimawandels auf den Wald und die Biodiversität untersucht.

Waldlichtung mit Messutensilien am Zöbelboden

Mitten in den ausgedehnten Wäldern der Nördlichen Kalkalpen im Reichraminger Hintergebirge in Oberösterreich betreibt das Umweltbundesamt, unterstützt vom Nationalpark Kalkalpen und den Österreichischen Bundesforsten, einen der größten und bestausgestatteten Monitoring- und Forschungsstandorte Österreichs, die Messstation Zöbelboden. Von der Baumkrone bis in die Wurzelspitzen untersuchen die Expert:innen das Ökosystem Wald mit 650 Hightech-Geräten und Sensoren. In Echtzeit gewinnen sie Daten über hunderte Parameter wie Luftschadstoffkonzentrationen, Bodentemperatur- und feuchte oder Baumwachstum. Zudem werden Regen- und Quellwasser, Boden, Gestein, Blätter und Streu genauer unter die Lupe genommen. Chemische Analysen liefern Daten zu Stickstoff und Schwefel, Phosphor und Kohlenstoff, bis hin zu Schwermetallen. Damit können wichtige Zusammenhänge beleuchtet werden, beispielsweise welche Schadstoffe der Wald aufnimmt und wieviel er über das Wasser abgibt.

„So besonders wie die alten Buchenwälder am Zöbelboden, so bedeutsam ist die Stellung dieses Standortes im internationalen Ökosystem-Monitoring“, erklärt Umweltbundesamt-Geschäftsführerin Monika Mörth.

30 Jahre Forschung liefern wichtige Erkenntnisse über Zusammenhänge zwischen menschlicher Aktivität und Folgen für die Umwelt.

Der Zöbelboden ist nicht nur ein Aushängeschild für ökologische Langzeitforschung in Österreich (Long-Term Ecosystem Research, LTER) und in Europa (eLTER), sondern auch der nationale Beitrag zum Integrated Monitoring-Programm der Vereinten Nationen (ICP-IM).

Mit dem Datenschatz auf Zeitreise

Die Fülle an europaweit raren Langzeitdaten machen den Zöbelboden zu einer Fundgrube für internationale Forscher:innen. In den letzten 30 Jahren nutzten 150 internationale Wissenschafter:innen den Datenschatz des Standorts, um etwa den Stoff- und Energiehaushalt im Waldökosystem oder die Entwicklung der Artenvielfalt zu analysieren. Dafür stehen Erhebungen zu 64 Vogelarten, 121 Flechten- und 195 Moosarten, sowie 433 Gefäßpflanzen zur Verfügung. Seit kurzem werden auch Fluginsekten, Fledermäuse, Säugetiere und Bodenorganismen genauestens dokumentiert.

Aufgrund seines enormen Datenschatzes bewährt sich der Standort Zöbelboden auch als Outdoor-Labor für wichtige Modellrechnungen. So etwa können die Forscher:innen analysieren, wie Veränderungen im Klima und Extremwetter-Ereignisse auf ein Karstwald-Ökosystem wirken oder wie Bodenverhältnisse in Klimamodellen besser integriert werden. Auch Empfehlungen für einen klimafitten Wald, der mit Dürreeffekten und Waldstörungen umgehen kann, lassen sich ableiten.

Fortsetzung folgt

In den kommenden Jahren setzt das Umweltbundesamt am Zöbelboden seine Langzeitstudien zu Luftschadstoffen, Klimawandelfolgen und Biodiversität fort und widmet sich gleichzeitig aktuellen Fragestellungen wie Mikroplastik in der Umwelt. So werden auf die bisher erschienenen 70 wissenschaftlichen Buchbeiträge, Artikel und Berichte mit Wissen vom Zöbelboden noch viele weitere Erkenntnisse aus dem Langzeit-Ökosystem-Monitoring folgen.