Sortierung und Recycling von Kunststoffabfällen in Österreich

Wien, 21. Dezember 2020

Umweltbundesamt-Studie zeigt Potenzial

Die Europäische Union gibt für die nächsten Jahre klare Ziele für den Umgang mit Kunststoffabfällen vor: bis zum Jahr 2030 soll mehr als die Hälfte recycelt werden. Vor diesem Hintergrund hat das Umweltbundesamt das Kunststoffrecycling und die eingesetzten Sortier- und Recyclingtechniken in Österreich analysiert und vorhandene Hemmnisse und Treiber mit Anlagenbetreibern identifiziert. Die Studie zeigt: mit der bestehenden Anlagenstruktur und den derzeit finanziellen Rahmenbedingungen können die EU-Ziele nur schwer erreicht werden. Daher sollten rechtliche Rahmenbedingungen angepasst und die Sortier- und Recyclingkapazitäten ausgebaut werden. Produzenten sollen mehr Verantwortung beim recyclinggerechten Produktdesign übernehmen.

Foto Mülltonnen

Das Umweltbundesamt untersuchte vier Sortier-, elf Recyclinganlagen und eine Pilotanlage. Der technische Standard der Recyclinganlagen befindet sich derzeit im europäischen Vergleich in einem guten Zustand, bei Sortieranlagen muss nachgerüstet werden. Mit international tätigen Herstellern von Sortier- und Recyclingtechnologien nimmt Österreich eine Vorreiterrolle ein und kann diesen Vorteil für aktuelle Herausforderungen nutzen.

Das Potenzial zur Verwertung und zur Nutzung von Kunststoffabfällen ist noch nicht ausgeschöpft. Von den 0,95 Millionen Tonnen an Kunststoffen, die in Abfällen enthalten sind, wurden 2018 circa 72 % thermisch verwertet. Mit ein Grund dafür sind die hohen Kosten, die eine Bereitstellung von sortenreinen recyclingfähigen Fraktionen durch zusätzliche Sortierung und Erfassung erfordern. Kunststoffabfälle müssen teilweise importiert werden, damit das Recycling rentabel bleibt. Zudem ist das Kunststoffrecycling bei Elektro- und Elektronikaltgeräten sowie Altfahrzeugen nach wie vor sehr komplex, die Quoten sind hier noch niedrig.

Mehr sortieren für mehr Recycling

Aus den Gesprächen mit den Anlagenbetreibern geht hervor, dass eine genauere Sortierung und eine intensivere Erfassung, zum Beispiel mit zusätzlichen Sammelsystemen, das Angebot an Kunststoffabfällen erhöhen kann. Ein Upgrade der Technologien, die Umstellung der bestehenden Verfahrenstechnik und die Schaffung zusätzlicher Kapazitäten wären zwar möglich, allerdings scheitert es aktuell an der dafür erforderlichen Finanzierbarkeit.

Um die Recyclingausbeuten insbesondere bei Elektro- und Elektronikaltgeräten zu verbessern, müssen auch hier die Sortiertechnik optimiert oder Kunststoffteile vor der maschinellen Zerkleinerung vermehrt demontiert werden. Zudem ist es wichtig, die Forschung zu neuen Recyclingtechniken und Einsatzmöglichkeiten für Rezyklate zu stärken.

Voraussetzungen schaffen um EU-Ziele zu erreichen

Um die EU-Ziele zu erreichen, braucht es vor allem einen verbesserten rechtlichen Rahmen, lautete der Tenor im Workshop mit den Anlagenbetreibern. EU-Vorgaben sollen rasch auf nationaler Ebene umgesetzt werden, sodass sich Sammler, Sortierter und Verwerter auf die kommenden Änderungen zeitgerecht vorbereiten können. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft sollte bereits bei der Produktgestaltung das Recycling mitgedacht werden. Auch eine Änderung der Tarifgestaltung für Lizenzgebühren, die Importeure, Abpacker und Vertreiber an die Sammel- und Verwertungssysteme entrichten müssen, wäre denkbar, etwa mit höheren Tarifen für schwer rezyklierbare Verpackungen. Verpflichtende Anteile für rezykliertes Material für Kunststoffprodukte, finanzielle Förderungen und eine verstärkte öffentliche Beschaffung von recyclingfähigen Produkten würden den Markt für Rezyklate zusätzlich stärken.

Hauptteil Studie

Anhang Studie