Wiederherstellung & Ernährungssicherheit

Mit weiteren Maßnahmen soll die biologische Vielfalt in Agrarlandschaften verbessert und ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz sowie zur nachhaltigen Lebensmittelproduktion und damit Ernährungssicherung geleistet werden.

Image Biss in die Weltkugel

Von Agrarlandschaften, über Grünflächen, Gewässer bis Wälder – viele unterschiedliche Lebensräume werden von der geplanten Regulierung erfasst. Im Text des Verordnungsentwurfs findet Ernährungssicherheit zwar keine explizite Erwähnung, relevant sind hier allerdings die Bestimmungen zu Bestäuber-Populationen und zu landwirtschaftlichen Ökosystemen.

Der Entwurf sieht vor, dass die natürliche Bestäubung durch Insekten erhöht werden soll: Bis 2030 soll der Rückgang der Bestäuber-Insekten aufgehalten werden, um in weitere Folge eine positive Entwicklung dieser Arten zu erreichen.

Mit weiteren Maßnahmen soll die biologische Vielfalt in Agrarlandschaften verbessert und ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz durch Bindung von Kohlenstoff sowie zur nachhaltigen Lebensmittelproduktion und damit Ernährungssicherung geleistet werden.

Widerstandsfähige Lebensmittelsysteme

Mit der geplanten Verordnung verweist die Europäische Kommission auf die Bedeutung gesunder (Agrar)ökosysteme für Nahrungsmittel und Ernährungssicherheit und stellt den Bezug zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Lebensmittelsysteme her: „Angesichts des Anstiegs der Rohstoffpreise und der Besorgnis hinsichtlich der weltweiten Ernährungssicherheit müssen Schwachstellen wie die Abhängigkeit von Einfuhren beseitigt und der Übergang zu nachhaltigen und widerstandsfähigen Lebensmittelsystemen beschleunigt werden.“

Ernährungssicherheit und widerstandsfähige Lebensmittelsysteme werden auch in den Kontext aktueller geopolitischer Entwicklungen gestellt. So schreibt die Kommission „Es hat sich gezeigt, dass sich die Wiederherstellung von Agrarökosystemen langfristig positiv auf die landwirtschaftlichen Erträge auswirkt und dass die Wiederherstellung der Natur als Absicherung für die langfristige Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit der Union dient“.

Der Bezug zu Lebensmitteln und Ernährungssicherheit findet sich auch in den Erwägungsgründen des Verordnungsvorschlages:

  • Die Bedeutung der Wiederherstellung von Ökosystemen für die Verringerung von Risiken im Zusammenhang mit der Ernährungssicherheit, auch im Kontext von Klimawandel (Erwägungsgrund 15)
  • Die langfristig positive Auswirkung der Wiederherstellung von Agrarökosystemen auf die landwirtschaftlichen Erträge (Erwägungsgrund 19)
  • Die Bedeutung von Bestäubern für die Ernährungssicherheit (Erwägungsgrund 46)
  • Die Bedeutung nachhaltiger, widerstandsfähiger und durch biologische Vielfalt geprägte landwirtschaftliche Ökosysteme für die Lebensmittel- und Ernährungssicherheit (Erwägungsgrund 49)
  • Die Bedeutung der Ökosystemleistungen der Wälder auch für die Bereitstellung von Nahrungsmitteln (Erwägungsgrund 56).

Diese Punkte wurden vom EU-Umweltministerrates vom 20. Juni in Hinblick auf die „Allgemeinen Ausrichtung“ des EU-Parlaments unverändert belassen und damit unterstützt.

Ein 2022 von der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission (Joint Research Centre, JRC) veröffentlichter Bericht zeigt, dass Verfahren zur Wiederherstellung der Natur langfristig betrachtet einen positiven Einfluss auf die Lebensmittelproduktion haben. Entsprechend kommen die Autor:innen zum Schluss, dass die Wiederherstellung von geschädigten und übernutzten Ökosystemen ein „Versicherungsvertrag“ ist, um die langfristige Nachhaltigkeit und Resilienz des Lebensmittelsystems sicherzustellen. 

JRC Report

Die Bestäubung durch Insekten fördert beispielsweise Ernteerträge und Lebensmittelqualität. Wiederherstellungsmaßnahmen haben ein großes Potenzial Bestäuber zu fördern, etwa durch die Bereitstellung von Lebensräumen oder eine Verringerung ihrer Belastung mit Pestiziden. Die Lebensraumtypen in der Umgebung von Feldern haben einen positiven Effekt auf die Bestäubung der Feldfrüchte und die landwirtschaftliche Produktion. Auch Wiederherstellungsmaßnahmen in Waldökosystemen haben einen positiven Effekt auf die Häufigkeit von Bestäubern und die Fischbiomasse in Flüssen.

Auch auf die Bedeutung des Bodens wird im Bericht hingewiesen. Erodierte Ackerflächen tragen stark zum Verlust der landwirtschaftlichen Produktion bei. Brachflächen und ein erhöhtes Vorhandensein von Bodenorganismen (wie zB Regenwürmer) haben Vorteile für Bodengesundheit bzw. führen zu einer Steigerung des Ernteertrags. Angesprochen werden auch Maßnahmen zur Erhöhung des Wasserrückhaltevermögens (z.B. Gründüngung) und Bodenschutzmaßnahmen zur Reduktion von Bodenverlust (z.B. reduzierte Bodenbearbeitung, Steinmauern).

Auch die Wiederherstellung von Aulandschaften wird angesprochen, die einen positiven Effekt auf die Wachstumsraten von Jungfischen haben kann.