Investitionspotenzial der Klimatransformation

Wien, 17. Mai 2022

Analyse des Umweltbundesamts im Auftrag der WKÖ-Bundessparte Bank und Versicherung:  Bis 2030 rund 145 Mrd Euro zusätzliche Investitionen notwendig. 

Barcode

Das Umweltbundesamt hat für die WKÖ-Bundessparte Bank und Versicherung in einer umfassenden „Potentialanalyse“ errechnet, dass für die Klimaneutralität 2040 der zusätzliche Investitionsbedarf bis 2030 in den Sektoren Energie, Industrie, Gebäude und Verkehr insgesamt rund 145 Mrd Euro ausmacht. Jährlich entspricht das bis 2030 einem Investitionsvolumen von 13,9 bis 18,5 Mrd Euro, das durch den konsequenten Investitionspfad Richtung Klimaneutralität zusätzlich ausgelöst wird. Durch diese zusätzlichen Investitionen können jährliche Wertschöpfungseffekte von durchschnittlich 2,4% des BIP erwirtschaftet und jährlich ca. 70.000 Arbeitsplätze geschaffen bzw. gesichert werden. Insbesondere der klimafreundliche Umbau der Infrastruktur hat einen hohen Finanzierungsbedarf.

Kapitalmarkt als „enabler“ für Klimatransformation

Bernd Spalt, Obmann der WKÖ-Bundessparte Bank und Versicherung: „Die grüne Wende ist durch den Krieg noch dringender geworden. Erneuerbare Energien bringen Versorgungssicherheit und lösen uns von Abhängigkeiten. Gleichzeitig ist die Bekämpfung des Klimawandels eine riesige Chance für Österreich und Europa, die wir gemeinsam nutzen sollten. Der Kapitalbedarf dafür ist riesig – bis 2030 werden zusätzlich 145 Milliarden Euro an Investitionen benötigt. Ein Kapitalmarkt, der den Namen auch verdient, ist die logische Antwort. Nur so können wir gewährleisten, dass das notwendige Geld dorthin kommt, wo es gebraucht wird.“

Ohne Mobilisierung von privatem Kapital können diese Mehrinvestitionen nicht getätigt werden. „Mit dieser Potentialanalyse wird eindrucksvoll vor Augen geführt: Wer K wie Klimatransformation sagt, muss auch K wie Kapitalmarkt sagen. Durch den Russland-Krieg in der Ukranie haben wir eine neue Dringlichkeit bekommen“, so Franz Rudorfer, Geschäftsführer der WKÖ-Bundessparte Bank und Versicherung.

Höchster Investitionsbedarf bei Infrastruktur

Ergänzend zum Investitionsbedarf wurden mittels eines makroökonomischen Modells die dadurch ausgelösten Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte ermittelt. Georg Rebernig, Umweltbundesamt-Geschäftsführer, erklärt: „Der klimafreundliche Umbau der Infrastruktur ist eine Voraussetzung auf dem Weg in die Klimaneutralität. Mit Investitionen in den Auf- und Umbau von Energienetzen, Schienen und Straßen, aber auch Gebäuden und Industrieanlagen werden nicht nur Emissionen reduziert, sondern auch die Wertschöpfung gesteigert und Arbeitsplätze geschaffen.“

Der klimafreundliche Umbau der Infrastruktur ist eine Voraussetzung auf dem Weg in die Klimaneutralität.

Der Verkehrssektor erfordert mit 67,3 Mrd Euro die höchsten Mehrinvestitionen. Das liegt unter anderem am hohen Investitionsbedarf für den Schienenverkehr, aber auch für emissionsfreie Fahrzeuge in der österreichischen Fahrzeugflotte. Für die Versorgung anderer Sektoren mit ausreichend erneuerbarer Energie sind bis 2030 rund 44,4 Mrd Euro zusätzlich zu investieren. Im Gebäudesektor sind v.a. für thermische Sanierung der Gebäude und Umstellung der Heizsysteme auf erneuerbare Energieträger etwa 26 Mrd. Euro an zusätzlichen Investitionen notwendig. „Im Industriesektor wird es aufgrund der langfristigen Investitionszyklen erst nach 2030 zu einem umfassenden Strukturwandel kommen“, betonen die Expert:innen des Umweltbundesamts. Die Industrie braucht dazu vor allem frühzeitig Planungssicherheit.

Das Umweltbundesamt und die WKÖ-Bundessparte Bank und Versicherung sind sich einig, dass eine erfolgreiche Klimatransformation ohne leistungsfähigen Kapitalmarkt als „enabler“ nicht machbar ist.

Weitere Informationen:

Jürgen Rupprecht, WKÖ Data & Media Center
M: Juergen.rupprecht@wko.at
T: +43 5 90 900 4464

Ingeborg Zechmann, Pressesprecherin Umweltbundesamt
M: ingeborg.zechmann@umweltbundesamt.at
T: +43 664 6119094