PFAS: Lösungen zu langlebigen und oft toxischen Substanzen finden

Wien, 17. November 2023

Für die Produktion von Haushaltsprodukten, Kosmetika, Textilien aber auch in Produkten wie Feuerlöschschäumen und Pflanzenschutzmitteln werden sie eingesetzt: Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (Kurz: PFAS). Sie sind mittlerweile in der Umwelt, in Lebensmitteln und im Menschen nachweisbar.

Image Mensch als Spiegel der Umwelt

Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), das Sozialministerium, die Agentur für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und das Umweltbundesamt haben zu diesem Thema eine Workshop-Reihe ins Leben gerufen, um über PFAS-Belastungen aufzuklären und gesetzliche Bestimmungen vorzustellen. Am 17. November 2023 fand der vierte Workshop statt, der sich mit der Lösungsfindung der PFAS-Problematik befasste.

Rund 90 Vertreter:innen unterschiedlicher Bundes- und Landesbehörden sowie Expert:innen aus Wissenschaft nahmen an dem Workshop vor Ort teil, online waren es knapp 200 Personen. Neben aktuellen Beschränkungen wurde über die EU F-Gas Verordnung sowie die Problematik der PFAS in der Aball(mit)verbrennung gesprochen. Außerdem wurden Erfahrungsberichte zu PFAS-Belastungen aus Österreich und Deutschland vorgestellt.

Klimabeeinflussende F-Gase

Umweltbundesamt-Experte Jérôme Colson berichtete über die EU F-Gas Verordnung, die dem Bereich Klimaschutz zuzuordnen ist. Nachdem das Verbot von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKWs) in Kraft getreten ist, wurde alternativ auf Fluorkohlenwasserstoffe (HFKWs) und Hydro(chloro)fluorolefine (H(C)FOs) zurückgegriffen. Aufgrund der molekularen Struktur von HFKWs und H(C)FOs kann ein Großteil dieser Stoffe der PFAS-Gruppe zugeordnet werden. Fluorkohlenwasserstoffe werden z.B. als Kältemittel in Klima- oder Kälteanlagen, in Wärmepumpen sowie als Schäumungsmittel in Bauschäumen und im medizinischen Bereich eingesetzt. HFKWs verursachen im Vergleich zu FCKWs keinen Abbau von Ozon, haben aber ein sehr hohes Treibhausgaspotential. Im Jahr 2016 kam es daher zu globalen Reduktionsplänen für HFKWs. Die meisten HFKW-Emissionen in Österreich entstehen durch Kühl- und Klimaanlagen, wobei die Emissionen durch die F-Gas Verordnung seit ca. 2018 abnehmen. Die erste F-Gas Verordnung trat 2006 in Kraft. Seitdem wurden weitere Überarbeitungen vorgenommen, mit dem Ziel, bis 2050 keine F-Gase mehr in Europa in Verkehr zu bringen. Eine Regulierung von F-Gasen ist aufgrund deren hohen Treibhausgaspotentials notwendig, damit die Klimaziele erreicht, sowie ein maximaler Anstieg der Durchschnittstemperatur von 1.5°C eingehalten werden können.

PFAS im Abfall

Aufgrund ihrer vielfältigen Verwendung gelangen PFAS auch in Abfälle. Umweltbundesamt Experte Michael Kellner gab Einblick in die Abfall(mit)verbrennung von PFAS. Für die Abfallverbrennung ist die Struktur der PFAS bedeutend, da der perfluorierte Teil (d.h. vollständig fluorierte Kohlenstoffkette) deutlich stabiler ist, als der nicht fluorierte Teil. Während im Hausmüll aufgrund der Vielfalt an Abfällen PFAS eher verdünnt vorkommen, kann die Konzentration in Industrieabfällen wegen PFAS-haltigen Einzelfraktionen höher sein. Die thermische Stabilität von PFAS stellt eine Problematik im Zuge der Abfallverbrennung dar. Die Substanzen werden häufig nur zu kurzkettigen perfluorierten Substanzen abgebaut – CF4 wird z.B. nur bei Temperaturen >1.400°C zerstört. In der Abfallverbrennung kann auch ein hoher molarer Fluoranteil dazu führen, dass die HF-Emissionen steigen (vor allem im Rohgas), wobei dies für moderne Abgasreinigungsanlagen im Normalfall kein Problem darstellt. Neben dem Rohgas entstehen bei der Abfall(mit)verbrennung auch weitere Rückstände wie Aschen, Schlacken und Abwässer, die ebenfalls PFAS enthalten können. Mit PFAS beschichtete Konsumprodukte (z.B. Teflonpfannen, Outdoor-Textilien) sollten daher im Idealfall der Sondermüllverbrennung zugeführt werden, da bei diesen Verbrennungstemperaturen von >1.000°C vorgeschrieben sind.

PFAS in der Umwelt: Erfahrungsberichte bei PFAS-Belastung

Bisher gibt es noch keinen gültigen Grenzwert zu PFAS in der Trinkwasserrichtlinie, jedoch ist ab 2026 ein rechtsverbindlicher Grenzwert von 0,1 µg/l für die Summe von 20 ausgewählten PFAS vorgesehen. Behördliche Beanstandungen sind daher derzeit nicht möglich, es können lediglich Empfehlungen ausgesprochen werden. Nach einem flächendeckenden Grundwassermonitoringpogramm wurde in Oberösterreich, im Zentralraum Linz Land, eine Überschreitung des zukünftigen Grenzwertes festgestellt. Etwa 400 Personen waren von zu hohen PFAS-Konzentrationen im Trinkwasser direkt betroffen. Aufgrund der Gesundheitsrelevanz wurden Maßnahmen abgeleitet, Warnungen ausgesprochen und Lösungen für die Bewohner:innen erarbeitet. In Deutschland wurde eine PFAS-Belastung, sehr wahrscheinlich durch Aufbringung von Papierschlamm-Komposts zu Beginn der 2000er Jahre auf Äckern, festgestellt. Für die mit PFAS-belastete Regionen wurden eigene Managementpläne eingeführt, etwa werden im Rahmen eines Vorerntemonitorings die Feldfrüchte auf PFAS analysiert und anschließend deren Freigabe für den Markt bewertet.

PFAS-Awareness-Workshop Reihe

In der vom Umweltbundesamt koordinierten Awareness-Workshop Reihe wurde seit 2022 über Maßnahmen und Handlungsstrategien in den Bereichen Trinkwasser, Lebensmittel und Hotspots,  Brand- und Umweltschutz und die Sanierungsmaßnahmen kontaminierter Standorte gesprochen. Auch die aktuellen Entwicklungen im Unionsrecht wie z.B. die universelle PFAS-Beschränkung und die neuen Umweltqualitätsnormen sowie der Entwurf des PFAS-Aktionsplans wurden vorgestellt. Der Schwerpunkt des vierten PFAS-Workshops, der am 17. November 2023 abgehalten wurde, konzentrierte sich darauf, Lösungen für die PFAS-Problematik zu finden.

 

PFAS - gekommen, um zu bleiben (Pressetext)

PFAS Report 2022 - Situation in Österreich

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