Elektromobilität: Rohstoffe und Recycling

Wien, 27. März 2023

Ohne Mobilitätswende sind die Klimaziele der EU und Österreichs nicht zu erreichen. Ziel ist, Verkehr zu vermeiden, zu verlagern und zu verbessern. Die Elektromobilität kann vor allem zu Letzterem einen entscheidenden Beitrag leisten und ist daher auch ein wichtiger Baustein im Mobilitätsmasterplan 2030 des Klimaschutzministeriums.

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Welche Grenzen und Potenziale die Elektromobilität bei den eingesetzten Rohstoffen, Recycling und Nachnutzung beim Umrüsten von Verbrennungsmotoren auf elektrische Antriebe hat, zeigen neue Studien des Umweltbundesamts. Sie belegen auch: Der Umbau des Verkehrssektors ist eine enorme Herausforderung – und bietet gleichzeitig große Chancen für die österreichische Wirtschaft und Innovationskraft heimischer Unternehmen.

Rohstoffe der Elektromobilität

Elektrofahrzeuge verbrauchen von der Produktion bis zur Entsorgung, inklusive des Kraftstoffs für den Fahrbetrieb, bis zu acht Mal weniger Rohstoffe als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Sie erfordern jedoch den Einsatz von Rohstoffen, die besonders knapp sind und unter problematischen sozialen und ökologischen Bedingungen abgebaut werden (kritische Rohstoffe). Dazu zählen Lithium, Kobalt, Mangan, Nickel, Elemente der Platinmetallgruppe, Grafit und Seltenerdoxide.

Zudem können die gegenwärtigen Fördermengen die stark steigende Nachfrage und den prognostizierten Bedarf nicht decken. So wird der Lithium-Bedarf bis 2050 um bis zu 56 Mal höher sein als heute, der Bedarf an natürlichem Grafit 15 Mal so hoch und an Kobalt 14 Mal so hoch.

Deshalb erfordert der Einsatz dieser Rohstoffe Strategien und Aktivitäten entlang der gesamten Wertschöpfungskette, die darauf abzielen, die Nachfrage nach Primärrohstoffen zu dämpfen und die Umwelt- und Sozialbedingungen der Rohstoffförderung nachhaltig zu verbessern. Diese Strategien reichen von der Maximierung des Recyclings und dem Ersatz kritischer Rohstoffe bis hin zu Allianzen für globale nachhaltige Rohstoffförderung und Verlagerung der Rohstoffgewinnung nach Europa.

Zur Studie: Rohstoffe der Elektromobilität

Batterien für E-Fahrzeuge: Nachnutzung und Recycling

Der Lithium-Ionen-Akkumulator bleibt in den nächsten zehn Jahren der wichtigste Energiespeicher für die Elektromobilität. Die Mengen an kritischen Rohstoffen in der chemischen Zusammensetzung der Batterien wird sich im selben Zeitraum deutlich reduzieren.

Durch die Nachnutzung der Batterie nach ihrem Einsatz im Fahrzeug, zum Beispiel als stationärer Energiespeicher in Gebäuden, kann sie statt 10-15 Jahre 20-25 Jahre lang genutzt werden. Das schont Ressourcen und spart Treibhausgas-Emissionen.

Durch das Recycling der E-Fahrzeug-Batterie können bis zu 99 % der Rohstoffe und Bestandteile wiederverwertet werden. Die kommenden EU-Batterieverordnung unterstützt dies unter anderem mit verpflichtenden Rohstoff-abhängigen Recyclingquoten, die bis 2030 bzw. 2035 umgesetzt werden sollen.

Zur Studie: Batterien für E-Fahrzeuge. Nachnutzung und Recycling

Umrüsten von Nutzfahrzeugen auf emissionsfreie Antriebstechnologien

Österreich soll bis 2040 klimaneutral werden, spätestens ab 2035 sollen keine Verbrenner mehr neu zugelassen werden. Ohne zusätzliche Lenkungsmaßnahmen ist 2040 noch mit einem Fahrzeugaltbestand zu rechnen, der u.a. durch Umrüstung auf lokal emissionsfreie Antriebe klimafit gemacht werden kann.

Im Jahr 2040 ist damit zu rechnen, dass unter anderem noch bis zu 181.000 leichte Nutzfahrzeuge mit Verbrennungsmotor im Einsatz sind, bis bis zu 38.200 schwere Nutzfahrzeuge (> 12 Tonnen) und bis zu 4.100 Busse.

Damit die Industrie über die notwendigen Kapazitäten aufbauen und eine nennenswerte Anzahl von Fahrzeugen effizient und wirtschaftlich umgerüstet werden können, bedarf es einer Harmonisierung und Vereinfachungen im europäischen Recht. 

Werden diese Voraussetzungen geschaffen, können bis zum Jahr 2040 durch die Umrüstung von bis zu zu 1,6 Millionen leichten und schweren Kraftfahrzeugen in Österreich bis zum Jahr 2040 23.000 Arbeitsplätze geschaffen und eine Wertschöpfung von 3,8 Mrd. Euro generiert werden.

Zur Studie: Umrüsten von Nutzfahrzeugen auf emissionsfreie Antriebstechnologien (en)

Zukunft der Mobilität

Technologische Lösungen, wie die Umstellung auf regenerative Antriebsenergien, alleine reichen nicht aus, um die Klimaziele im Verkehrssektor zu erreichen. Die wichtigsten Hebel, um den motorisierten Individualverkehr zu verringern und Mobilität auf den Umweltverbund zu verlagern, sind Raumplanung und Infrastruktur. Orientiert sich die Raumnutzung am Umweltverbund, z.B. durch eine gute Radinfrastruktur, werden Alternativen zum Auto auch genutzt. Voraussetzungen dafür sind Ausbau der Infrastruktur für aktive Mobilitätsformen wie zu Fuß Gehen oder Radfahren, niederschwellige Angebote für Bike Sharing oder auch bessere, bedarfsgerechte Information über nachhaltige Mobilitätsangebote.

Weitere Informationen

Mobilitätsmasterplan 2030 für Österreich

Faktencheck E-Mobilität

Treibhausgas-Bilanz 2021