Flächeninanspruchnahme vs. Versiegelung: Was ist der Unterschied?

Fragen und Antworten

Eine Wiese wird nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und gilt plötzlich als in Anspruch genommen. Wieso ist das so? 

Eine Fläche gilt als „in Anspruch genommen“, sobald sie für Landwirtschaft oder Natur nicht mehr verfügbar ist, auch wenn sie nicht komplett bebaut oder versiegelt ist.

Beim Beispiel des Flugplatzes Wiener Neustadt sorgte diese Änderung für Verwirrung. Wir klären auf!

Foto Felderstruktur

Die vormals landwirtschaftlich genutzte Wiese wird – nachdem sie jetzt nicht mehr landwirtschaftliche genutzt wird – als „Siedlungsfläche außerhalb der Baulandwidmung“ geführt und zählt somit zur Flächeninanspruchnahme – nicht jedoch zur Bodenversiegelung - ähnlich der Einstufung der Rasenflächen von Freizeiteinrichtungen, wie Golf- oder Fußballplätzen.

Was genau der Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen ist, erklären wir im Folgenden.

Was ist der Unterschied zwischen Flächeninanspruchnahme und Bodenversiegelung?

Flächeninanspruchnahme bedeutet, dass eine Fläche durch menschliche Nutzung oder bauliche Veränderungen nicht mehr für Landwirtschaft, Forstwirtschaft oder als natürlicher Lebensraum zur Verfügung steht. Dazu gehören bebaute Flächen ebenso wie unbebaute, aber genutzte Bereiche – zum Beispiel Parks, Sportplätze oder Straßenbegleitgrün. Flächeninanspruchnahme wird in unterschiedlichen Kategorien erfasst, dazu weiter unten im Text.

Bodenversiegelung ist ein Teil der Flächeninanspruchnahme. Sie betrifft Flächen, die komplett mit einer wasser- und luftundurchlässigen Schicht wie Asphalt, Beton oder Pflaster bedeckt sind. Versiegelte Flächen lassen weder Regenwasser in den Boden einsickern noch Luft hindurch.

In Österreichs Bundesländern sind unterschiedlich große Teile der in Anspruch genommenen Flächen versiegelt. Am größten ist dieser Anteil in der Hauptstadt – mit 73% Versiegelung der Flächeninanspruchnahme. Am geringsten ist der Anteil in Niederösterreich – mit 14%.

Kurz gesagt:
  • Flächeninanspruchnahme = alle genutzten oder veränderten Flächen (bebaut, teilweise bebaut oder unbebaut)
  • Bodenversiegelung = vollständig versiegelte Flächen – immer Teil der Flächeninanspruchnahme, aber nicht umgekehrt

Kategorien der Flächeninanspruchnahme

Was versteht man unter Siedlungsflächen und wie werden sie unterschieden?

Siedlungsflächen sind Flächen, die für Wohnen, Arbeiten, Bildung, Verwaltung oder gewerbliche Nutzung vorgesehen sind. Dazu zählen sowohl bebaute als auch teilweise bebaute oder unbebaute Grundstücke.

Man unterscheidet:

  • Siedlungsflächen innerhalb des gewidmeten Baulandes: Grundstücke im Bauland, die nicht aktiv landwirtschaftlich genutzt oder bewaldet sind.
  • Siedlungsflächen außerhalb des gewidmeten Baulandes: Gebäude und dazugehörige Flächen außerhalb der Baulandwidmung, wie etwa Streusiedlungen, Bauernhöfe oder infrastrukturelle Anlagen (z. B. Kläranlagen, Kraftwerke).

Wie wird erhoben welche Flächen in Anspruch genommen und davon versiegelt sind?

Im Auftrag der ÖROK erhob das Umweltbundesamt die Flächeninanspruchnahme und Versiegelung in Österreich 2022 nach einer neuen, bundesweit einheitlichen Methodik.

Beispiel Versiegelung: Diese wird aus einer Kombination von GIS-Vektordaten (Gebäude aus dem digitalen Landschaftsmodell (DLM), Parkplätze bzw. gepufferte GIP-Straßenachsen) sowie Fernerkundungsdaten (Orthofotoauswertung bzw. COPERNICUS-Satellitenbildprodukte) ermittelt. Mehr Informationen zur Methode finden Sie auf  ÖROK Bodenzahlen .

Fragen und Antworten zur neuen Methodik

Was gehört zu den Verkehrsflächen?

Verkehrsflächen umfassen alle Straßen, befahrbaren Wege (außer Forst- und Almstraßen), Schienenwege sowie zugehörige Flächen für den ruhenden Verkehr wie Parkplätze oder Bahnanlagen.

Es wird weiter unterschieden in:

  • Autobahnen und Schnellstraßen
  • Landesstraßen (B + L)
  • Gemeinde- und sonstige Straßen
  • Schienenverkehrsflächen

Welche Flächen zählen als Freizeit- und Erholungsflächen?

Dazu gehören alle Flächen, die überwiegend der Freizeitgestaltung oder Erholung dienen. Beispiele sind Parkanlagen, Sportanlagen, Golfplätze oder Campingplätze.

Was fällt unter Ver- und Entsorgungsflächen?

Diese Kategorie umfasst Flächen, auf denen Infrastruktureinrichtungen für Versorgung oder Entsorgung betrieben werden. Dazu zählen Kläranlagen, Umspannwerke, Kraftwerke, Deponien sowie Abbauflächen – soweit sie nicht bereits als Teil der Siedlungsflächen erfasst sind.

Welcher Anteil des nutzbaren Raums in Österreich ist bereits bebaut oder anderweitig genutzt?

Der Anteil gibt an, wie viel vom für Landwirtschaft, Siedlungen und Verkehr verfügbaren Raum tatsächlich genutzt wird. Für Österreich insgesamt liegt der Anteil bei etwa 17,3 %. Dieser Wert variiert allerdings stark zwischen den Bundesländern.

In Regionen mit vielen Bergen oder in Städten steht weniger nutzbarer Raum zur Verfügung, der dann intensiver genutzt wird. So ist in Wien bereits ein großer Teil des nutzbaren Raums in Anspruch genommen, während Oberösterreich, Niederösterreich und das Burgenland vergleichsweise weniger genutzt sind.

Was ist eine Baulandreserve?

Baulandreserven sind gewidmete, unbebaute Grundstücke, die nicht landwirtschaftlich genutzt oder bewaldet sind. Obwohl hier noch keine Bebauung mit einem Gebäude ab 50 m² Grundfläche besteht, zählen sie zur Flächeninanspruchnahme, da die rechtliche Voraussetzung für eine künftige Bebauung gegeben ist.

Auch hier variiert der Grad an Flächen, die noch frei – etwa zum Hausbau –  verfügbar sind, je nach Region. In der steirischen Landeshauptstadt Graz liegt der Anteil des unbebauten Baulands, der sogenannten Baulandreserve, bei 15 %, in Wien in der Inneren Stadt sind es noch 1 %, in der Gemeinde Antau im ländlichen Burgenland, im Bezirk Mattersburg, liegt er bei 24 %.

Was bedeutet Dauersiedlungsraum?

Der Dauersiedlungsraum bezeichnet den Teil der Landesfläche, der dauerhaft für Landwirtschaft, Siedlungen und Verkehrsanlagen nutzbar ist. Er wird als potenzieller Raum für Besiedlung verstanden. In Österreich macht der Dauersiedlungsraum rund 38,99 % der Gesamtfläche aus (etwa 32.706 km²).