Im Interview: Alexander Koppel & Thomas Fürstner von RIDDLE&CODE

Food Traceability: die Lieferkette von Lebensmitteln mit dem digitalen Zwilling verfolgen. 

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Alexander Koppel, CEO von RIDDLE&CODE

Warum beschäftigen Sie sich mit dem Thema food traceability?

Koppel: Unsere Lösungen geben Antworten auf Fragen entlang der Lieferkette, etwa: Kommt das landwirtschaftliche Produkt tatsächlich vom richtigen Lieferanten, entspricht es der erwarteten Qualität, ist es korrekt verpackt und versendet worden? Wenn das Produkt beim Kunden ankommt wird es zum Kommunikationsmittel. Die Idee dahinter ist, dass es ein physisches Objekt gibt und ein digitales Pendant, einen digitalen Zwilling. Das kann eine Datenbank, das Internet oder eine Blockchain sein. Wesentlich ist, dass alle Transaktionen, die das physische Objekt betreffen, immer auch den digitalen Zwilling betreffen. Dazu verwenden wir spezielle Chips, die alle Berechnungen durchführen und bringen sie an die physischen Objekte an, sodass sie nicht mehr entfernt werden können. Das bedeutet, dass das landwirtschaftliche Gut mit einer Identität versehen wird.

Welche Rolle spielt die Fälschungssicherheit?

Fürstner: Der große Vorteil des digitalen Zwillings ist, dass er viel fälschungssicherer ist als ein Zertifikat. Die digitale Identität des Produktes ist durch Kryptografie hochgradig gesichert. Man kann die Chips nicht entfernen. Wenn man es versucht, wird er zerstört, und die Überprüfungen finden nicht mehr statt.

Welche Vorteile im Bereich der Nachhaltigkeit sehen Sie?

Fürstner: Durch die gesamte Digitalisierung des Systems können lokale Produzenten höherwertige Lebensmittel leichter auf internationalen Märkten vertreiben und bessere Preise erzielen. Außerdem werden völlig neue Formen von Finanzierung und Marktzugängen geschaffen werden.

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Thomas Fürstner, Gründer und CTO von RIDDLE&CODE

Welche Rahmenverbindungen sind notwendig, damit das Thema Food traceability schneller Fuß fasst?

Fürstner: Ein Ansatz wäre der digitale Zwilling von Zertifizierungen. Das bedeutet, wenn jemand ein Zertifikat besitzt, das wirklich auch digital zur Verfügung zu stellen. Wenn das passiert, dann können auch Zahlungen stattfinden, das heißt jedes landwirtschaftliche Gut würde plötzlich mit einem Versprechen verbunden und dieses Versprechen kann gehandelt werden. Dafür muss in Zukunft der Rechtsrahmen festgelegt werden.

Wie stellen Sie sich die Food traceability im Jahre 2042 vor?

Koppel: Wir werden nicht mehr sagen können, dass uns Sozialkosten in China nichts angehen, wenn die Globalisierungsprodukte, die wir billig einkaufen, dort die Umwelt verschmutzen. Das wird sich durch die Technologien ändern, weil Produkte eine verpflichtende Identität erhalten werden.

Fürstner: Und die große Herausforderung ist nicht nur, den Bedürfnissen der EU-Kommission nach größerer investigativer Kraft bezüglich der Transaktionen nachzukommen, sondern auch das Individuum und den einzelnen Konsumenten innerhalb dieses Systems zu schützen.

 

RIDDLE&CODE liefert Lösungen für die Themen Maschinenidentität, Produktherkunft, Online-Betrug und Lieferketten. Dazu werden Hardware- und Softwarestacks entwickelt und die Sicherheit von Smarttags mit dem Potenzial der Blockchain-Technologie und des Internets der Dinge kombiniert.

 

Das Interview führte Umweltbundesamt-Experte für Landwirtschaft Andreas Bartel. 

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