Moorinventar Österreich

Moore sind Lebensräume von besonderer Schönheit und beherbergen eine bemerkenswerte Flora und Fauna. Lebende Moore federn Wasser-Überfluss bei Hochwasser als auch Wassermangel in Dürrezeiten ab und regulieren das lokale Klima. Durch ihr kontinuierliches Wachstum und Ablagerung von Pflanzenmaterial speichern sie große Mengen von Kohlenstoff und tragen so wesentlich zur Abmilderung des Klimawandels bei. Der Schutz von Mooren ist durch die Biodiversitätskonvention und die Ramsar-Konvention weltweit vereinbart.

Moor auf der Wurzeralm

Dennoch zählen Moore weltweit zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen. Viele Moore gingen in den letzten Jahrzehnten durch Entwässerungen, Flussregulierungen, Torfabbau, Überbauung oder Eutrophierung verloren. Auch in Österreich ist der Erhaltungszustand der Moore besorgniserregend. Nur mehr knapp ein Drittel der Moorflächen kann als unberührt, bzw. wenig beeinträchtigt betrachtet werden. 

Moorinventar Österreich

Inventare bieten einen Überblick über die Verbreitung von Lebensräumen und erlauben eine effektive Planung von Schutz- und Wiederherstellungsmaßnahmen. Moore werden in Österreich schon lange systematisch erfasst. Das erste Inventar aus dem Jahr 1911 zielte darauf ab, die wirtschaftliche Nutzung der Moore zu intensivieren. Est viele Jahrzehnte später rückte der Schutz dieser Lebensräume in den Vordergrund: Im Jahr 1982 wurde der erste österreichische Moorschutzkatalog erstellt und zehn Jahre später aktualisiert.

Das Moorinventar 2025 bietet nun einen aktualisierten Überblick über den Kenntnisstand über die Moore in Österreich, ihre Verbreitung und ihren Zustand. Für das neue Inventar wurden mehr als 100 Biotopkartierungen, regionale Moorentwicklungskonzepte, Natura 2000 Managementpläne und wissenschaftliche Publikationen in einer Geodatenbank zusammengeführt und ausgewertet. Das Inventar wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLUK) mit Mitteln des Biodiversitätsfonds erstellt (Moorinventar Österreich, Umweltbundesamt 2025).

Moorverbreitung in Österreich

Nach aktuellem Wissensstand verfügt Österreich über eine Moorfläche von rund 44.000 Hektar. Das sind rund 0,5 Prozent der Bundesfläche. Der Flächenanteil der Moore weist regional erhebliche Unterschiede auf. Im Alpenvorland in Vorarlberg erreicht die Moordichte mit einem Flächenanteil von 5,2 Prozent den höchsten Wert. Im Bundesländervergleich verfügt das Burgenland – mit dem Schilfgürtel des Neusiedlersees – über die größte Moorfläche, gefolgt von Salzburg, Vorarlberg und Kärnten.

Die langjährigen Bemühungen um den Schutz der Moore in Österreich haben zu einem hohen Schutzgrad geführt. 61 Prozent der inventarisierten Moore liegen in einem Schutzgebiet. Die Hälfte der Datenquellen enthält auch Aussagen über den Zustand der kartierten Moore. Es zeigt sich, dass 36 Prozent als unberührt bis wenig beeinträchtigt eingestuft wurden. 64 Prozent gelten als mäßig bis stark beeinträchtigt. Entsprechend hoch ist auch der Verbesserungsbedarf, der für viele Moore festgestellt wurde.

Wissenslücken

Trotz der guten Quellenlage ist das Moorinventar bei weitem noch nicht vollständig. Eine kritische Lückenanalyse hat gezeigt, dass sechs Prozent der Nachweise im Inventar als unsicher einzustufen sind, da die Erhebungen mehr als 18 Jahre zurückliegen, oder weil die Moore im Gelände nicht genau abgegrenzt wurden. Auf der anderen Seite gibt es vor allem in den Hochlagen noch große Erhebungslücken. Eine Moorfläche von mindestens 3.600 Hektar dürfte derzeit im Alpenraum noch nicht inventarisiert sein.

Heute stehen eine Reihe von neuen technischen Methoden zur Verfügung, um Moorflächen auch aus der Entfernung ausfindig zu machen, oder um mehr über ihren Zustand zu erfahren. Auf Basis einer GIS-gestützten Flächenvorauswahl können Moorverdachtsflächen effizient aufgespürt und anschließend erhoben werden. Mit Methoden der Fernerkundung kann der Kenntnisstand über den hydrologischen Zustand der Moore großflächig verbessert werden. Die Verständigung auf ein einheitliches Mindestformat für Moorerhebungen kann die laufende Aktualisierung und Erweiterung des Inventars in Zukunft deutlich erleichtern.