Umweltschadstoffe in der Muttermilch

Muttermilch ist ein Indikator für die Belastung von Mutter und Kind mit Schadstoffen aus der Umwelt. Sie können aus Luft, Wasser und Boden sowie Lebensmitteln und Alltagsprodukten in den Köper der Mutter und damit teilweise in die Muttermilch gelangen. Diese Schadstoffe belasten nicht nur die Umwelt, sie sind auch häufig gesundheitsbedenklich.

Foto Kinderhand

Das Umweltbundesamt untersucht seit mehr als 10 Jahren Umweltschadstoffe in der Muttermilch und beteiligt sich an internationalen Studien wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP). 

Die Ergebnisse zeigen, dass die Konzentration von vielen Substanzen in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen ist, gleichzeitig treten Neue in den Fokus. 

Auch wenn Umweltschadstoffe in Muttermilch nachgewiesen werden, bedeutet dieser Befund noch keine unmittelbare Gesundheitsgefahr für Mutter und Kind. Muttermilch bleibt die optimale Ernährung für Säuglinge und ist für ihre Entwicklung entscheidend. Dennoch ist es wichtig, die Belastung mit umwelt- und gesundheitsschädigenden Substanzen laufend zu beobachten, um mögliche Risiken besser einzuschätzen. 

Wir haben hier die wichtigsten Fragen und Antworten in diesem Zusammenhang aufbereitet und Links zu weiterführenden Informationen gesetzt: 

Welche Schadstoffe aus der Umwelt werden in Muttermilch gefunden?

Vor allem langlebige, organische Schadstoffe, auch POPs genannt, werden in Muttermilch nachgewiesen. Es handelt sich um Substanzen, die Jahrzehnte in der Umwelt bleiben und sich in Tieren und Menschen anreichern. Sie können hormonell wirksam sein, teils krebserregend oder nervensystemschädigend. Sie sind über die ganze Welt verbreitet, auch fernab von Emissionsquellen.

Beispiele für diese Stoffe: 

  1. Früher eingesetzte Pflanzenschutzmittel wie DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan)
  2. PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) – auch Ewigkeitschemikalien genannt
  3. Bestimmte Flammschutzmittel wie PBDE (Polybromierte Diphenylether)
  4. Fungizide, also pilztötende Substanzen wie HCB (Hexachlorbenzol)
  5. Dioxine, die als Nebenprodukte bei Verbrennungsprozessen entstehen können 

Persistent Organic Pollutants in Austrian Human Breast Milk Collected between 2013 and 2016 

Welche Schadstoffe aus dem Alltag werden in Muttermilch entdeckt?

Viele Produkte des Alltags wie Kosmetika, Haushaltschemikalien, Lebensmittel, Verpackungen u.a. enthalten Schadstoffe, die bei intensiver Nutzung auch in der Muttermilch landen. Hier ein paar Beispiele:

  • Blei ist ein Schwermetall, das über Plazenta und Muttermilch auf das Kind übergehen kann. Typische Bleiquellen sind:
    • Leitungswasser aus alten Bleirohren (v. a. in Gebäuden vor 1973 gebaut)
    • altes Geschirr/Keramik mit bleihaltiger Glasur 
    • Bleikristall-Gläser & -Karaffen (besonders bei längerer Aufbewahrung von säurehaltigen Getränken wie Wein oder Saft)
    • Wildfleisch von Rehen, Hirschen oder Wildschweinen (geschossen mit Bleimunition)
    • alte Anstriche/Farben (z. B. Türen, Fensterrahmen, Möbel in Altbauten)
  • Nikotin und seine Abbauprodukte (z. B. Cotinin) treten relativ schnell in die Muttermilch über. Auch bei Frauen, die mit rauchenden Menschen zusammenleben, ist Nikotin in der Muttermilch nachweisbar. 
  • Benzol, ein Bestandteil von Tabakrauch und Abgasen, kann ebenfalls in geringen Mengen in die Muttermilch gelangen, insbesondere wenn die Mutter dem Schadstoff häufig ausgesetzt ist.
  • Quecksilber: kann sich in Raubfischen wie Thunfisch, Schwertfisch oder Hecht anreichern.
  • Arsen: kommt natürlich im Boden vor und kann in Reis oder Reisprodukten enthalten sein.
  • Acrylamid: entsteht beim starken Erhitzen von stärkehaltigen Lebensmitteln (z. B. Pommes).
Weiterführende Links:

Gesunder Start ins Leben

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Schutz der Familie vor Tabakrauch

Wie gefährlich sind Bleirohre im Trinkwassernetz?

Expositions- und Migrationsanalyse der Umweltkontaminante Blei

Wildbret- und Erzeugnisse: Kontrolle auf Schwermetalle und Radioaktivität

Human Biomonitoring in Österreich 2024

Worauf können werdende Eltern beim Einkaufen achten?

  • Meeresfische seltener essen (z. B. Thunfisch, Schwertfisch, Hecht) 
  • Verzehr von Innereien und Wild vermeiden 
  • Frische und unverpackte Lebensmittel bevorzugen
  • Bio-Produkte wählen, um etwaige Rückstände von Pflanzenschutzmitteln zu vermeiden
  • Fertigprodukte und Dosen möglichst reduzieren 
  • Am besten Glasverpackungen oder frische Lebensmittel wählen

Worauf sollten werdende Eltern bei der Zubereitung des Essens achten?

  • Reis gut waschen und mit viel Wasser kochen
  • Hülsenfrüchte und Gemüse/Obst gründlich waschen
  • In älteren Gebäuden mit Bleileitungen das abgestandene Leitungswasser kurz ablaufen lassen
  • Zu langes Kochen/Backen/Frittieren bei hohen Temperaturen stärkehaltiger Lebensmittel vermeiden

 Richtig essen von Anfang an

Worauf können Eltern beim Putzen & Waschen achten?

  • Schadstoffarme Reinigungsmittel verwenden. Siegel und Umweltzeichen wie z. B. das österreichische Umweltzeichen, der Blaue Engel und das EU-Ecolabel können bei der Auswahl helfen.
  • Desinfektionsmittel, antibakterielle Reiniger & Duftsprays sparsam einsetzen oder darauf verzichten
  • Einfache Hausmittel wie Essig, Natron, Zitronensäure nutzen.
Weiterführende Links

Desinfektionsmittel – Tipps zum korrekten Umgang

Umweltzeichen „Blauer Engel”

Umweltzeichen „EU-Ecolabel”

Was ist das Österreichische Umweltzeichen?

Worauf können schwangere und stillende Mütter bei Kosmetik & Pflegeprodukten achten?

  • Produkte ohne Parabene, Silikone, synthetische Duftstoffe, Aluminium, bestimmte UV-Filter verwenden; diese Stoffe sind am Produktlabel gekennzeichnet.
  • Kosmetik aus natürlichen Stoffen und Substanzen bevorzugen, wie Mandelöl, Aloe Vera oder Sheabutter. 
  • Vorsicht beim Einsatz ätherischer Öle, sie können Allergien auslösen oder toxisch sein.
  • Auf brustnahe Produkte (z. B. Cremes, Deos) besonders achten und Aluminium, hormonaktive Substanzen (z. B. bestimmte UV-Filter wie Octocrylen, Benzophenone) und synthetische Duftstoffe meiden.

Gesunder Start ins Leben

Worauf können schwangere und stillende Mütter noch achten?

  • Während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht rauchen
  • Auch Passivrauchen vermeiden

Wie können werdende Eltern in der Wohnung die Belastung mit Schadstoffen reduzieren?

  • Regelmäßig staubsaugen & feucht wischen (vor allem bei Kleinkindern und Krabbelkindern)
  • Bei Möbeln, Teppichen und Matratzen auf geprüfte Qualität mit geringer Schadstoffbelastung achten z. B. österreichisches Umweltsiegel. 
  • Täglich lüften (mind. 2-mal pro Tag Stoßlüften)
  • Bei alten Wasserleitungen aus Blei (in Gebäuden vor 1973 errichtet): Wasser vor dem Trinken länger laufen lassen 
  • Ältere Keramik- oder Töpferwaren mit bleihaltiger Glasur (v. a. Import- oder älteres Töpfergeschirr) nicht für Lebensmittel nutzen
  • Bleikristall-Gläser & -Karaffen (keine längere Aufbewahrung von säurehaltigen Getränken, wie Saft oder Wein)
  • Alte Farben und Anstriche vermeiden, ebenso das Abschleifen von Gegenständen
Weiterführende Links:

Innenraumluft

Gesunder Start ins Leben 

Start ins Leben

Quecksilber Rechner

Desinfektionsmittel