Im Interview: Michael Staudinger & Günther Tschabuschnig, ZAMG

"Digitalisierung wird in der ZAMG schon lange gelebt!" 

Foto Michael Staudinger
Michael Staudinger, Direktor der ZAMG

Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Umweltschutz bei der Digitalisierung für die ZAMG?

Staudinger: Digitalisierung sehen wir als Hilfsmittel, um Daten effizient zu erheben, daraus Produkte zu erstellen und diese maßgeschneidert an die Kunden zu bringen, damit diese nachhaltig wirtschaften können, um zum Beispiel die Produktion an den Konsum anzupassen.

Tschabuschnig: Die Daten werden nicht mehr nur für die Wettervorhersage verwendet, sondern zunehmend in Prozessen integriert. Wir schaffen so einen sekundären oder tertiären Mehrwert mit den Daten. Hier sprechen wir von Big Data aber auch Small Data.

Welche Möglichkeiten bietet Big Data Analytics in der Wettervorhersage?

Tschabuschnig: Big Data sind Daten, die man exzellent verarbeiten kann. Die ZAMG hat schon immer mit großen Datenmengen gearbeitet: pro Minute werden circa 100.000 Datensätze erfasst, die dann in den Modellen assimiliert werden. Hier verwenden wir Methoden, um die Auswertung zu verbessern und die Wettervorhersage mit höherer Auflösung zu treffen.

Foto Günther Tschabuschnig
Günther Tschabuschnig, CIO der ZAMG

Welche Anforderungen haben Klimamodellrechnungen und Wettervorhersagen an die IT-Infrastruktur?

Tschabuschnig: Die ZAMG hat früh erkannt, dass sie die IT in die Managementebene bringt. Es sind hohe IT-Ressourcen erforderlich, die auf der Managementebene mitdiskutiert werden müssen. IT ist damit ein strategisches Mittel, um auch Nachhaltigkeit zu schaffen.

Hochwassersimulationen für kleinräumige Hochwasservorhersagen und Warnungen – was trägt hier die ZAMG bei?

Staudinger: Wir sind gerade dabei, die Kombination von Satellitendaten mit Mobilfunkdaten neu aufzubauen. Dadurch gewinnen wir eine neue Datenquelle für die Niederschlagsvorhersage und erzielen eine erhöhte Informationsdichte.

Sind statische Vorhersagemodelle durch künstliche Intelligenz ersetzbar?

Staudinger: KI ist ein großes Thema an der ZAMG, um neben physikalischen Modellen auch mit KI Vorhersagen zu machen. Wir setzten sie ein, um zu unterscheiden, ob „Ausreißer-Daten“ tatsächlich auf ein Ereignis hinweisen oder andere Ursachen haben. Außerdem arbeiten wir mit KI, um Auswirkungen von Wetterlagen zu simulieren, zum Beispiel für Vorhersagen von Schneelastschäden oder Murenabgängen.

Wo stehen Wettervorhersage und Klimaforschung im Jahr 2042?

Staudinger: In der Meteorologie wird das Beobachtungsnetz weltweit verdichtet worden sein, denn für Langfristprognosen sind globale Daten erforderlich. Dadurch wird die Qualität der Prognosen deutlich verbessert sein. Die Schnittstellen zwischen den Prognosen und den Anwendungen werden besser ausgebaut sein und die Daten werden für unterschiedliche Zielgruppen wie Landwirtschaft, Industrie und Handel besser nutzbar sein. Die Fernerkundungsdaten werden verdichtet und besser nutzbar sein.

Tschabuschnig: Die Datendichte wird höher und die Arbeitsweise wird prozessorientierter und auswirkungsorientierter werden. Die Wetterdaten werden in vielen Anwendungen am Handy integriert.

 

Die ZENTRALANSTALT FÜR METEOROLOGIE UND GEODYNAMIK ist der staatliche
meteorologische und geophysikalische Dienst Österreichs. Die ZAMG beschäftigt sich mit Datenanalysen und erarbeitet in enger Kooperation mit den EndnutzerInnen innovative Produkte im Bereich der Digitalisierung.

 

Das Interview führte Umweltbundesamt-Experte für Wasserwitschaft, Stephan Nemetz.